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Rezension:Die schönen Tage von Aranjuez: Ein Sommerdialog (Taschenbuch)

Peter Handke lässt eine Frau und einen Mann im vorliegenden Text miteinander plaudern. Diese Plauderei findet an einem schönen Sommertag auf einer Terrasse statt. Ein sachter Sommerwind rhythmisiert die Szenerie. Die beiden Personen soll man sich zeitlos denken und offenbar nicht grundlos, wie der Dialog deutlich macht.Gespräche dieser Art gibt es sicher seit Anbeginn der Zeiten.


 Ein Mann berichtet von seinen Erkundungen der Welt, in diesem Fall von einer Reise nach Aranjuez und von seinen Beobachtungen, die er macht, während er auf der Terrasse sitzt. Der Welterklärer und alte Jäger bekundet fast nebenbei "Es war ein Falke. Die Bussarde und Milane kreisen hoch über den Bäumen. Es sind die Falken, die durch die Wälder schießen wie Pfeile, einmal oben zwischen den Kronen, einmal unten zwischen den Stämmen. Nicht bloß einmal bin ich auf einen toten Falken gestoßen, der in einen Baum geknallt war. Ein kranker? Zu alt? Zu jung?- Deine erste Nacht mit einem Mann?"(Zitat: S. 8)


Wer Männer kennt, wird lächeln, die alten Jäger beobachten Frauen mit dem gleichen Blick wie Falken ihre Beute und erkunden im Gespräch deren sexuelle Vita zumeist recht rasch, um sich ein Bild zu machen, wie sie vorgehen können. Dabei legt Handkes Adam in diesem Sommerdialog Wert darauf, von Eva beim Erzählen von keinen Problemen behelligt zu werden. Typisch.

Die Frau berichtet, macht ihm klar, dass sie stets nur an Männern interessiert war, denen der Blick des Jägers fehlte. Sie sagt "Zuallererst hatte mich an ihnen jeweils etwas angezogen, was fehlte- was nicht da war(...)Ihnen fehlte und das zog mich zu ihnen und gab mir Vertrauen, jener Blick, der sagte:"Ich will dich. Ich will dich haben. Ich kann dich haben. Wie ich alle Frauen haben kann. Auch dich. Sogar dich!". Es mangelte ihnen zuinnerst, der Blick des Jägers, oder Wilderes..."(Zitat: S. 44). Für die Frau hieß Liebe in ihrer Lebensrückschau "Ergriffenheit von diesen zerbrechlichen Männern, von ihnen allen." (Zitat: S. 47). Dabei hielt diese Frau sich nicht der Liebe wert, weil sie sich als Frau als Mangel begriffen hat, (vgl.: S.49).

Die Frau haderte demnach ihr Leben lang mit sich und ihrem Umfeld. Fast meint man, dass sie der Generation Handkes angehört, eine Frau des Umbruchs ist, die die Bedeutung von Liebe für sich neu erkennen und definieren muss. Ihr Blick auf die Männer treibt sie ins Alleinsein "Frau eines konstanten Kummers, die ich war damals. Die Gegenwart eines Mannes, von Zeit zu Zeit:ja. Aber die Gegenwart eines Mannes war nie die Lösung. Und ja: der Körper des Mannes, sein Geschlecht, wenn`s dir beliebt, war immer eine Überraschung, immer- aber nie eine gute. Ein Gleichgewicht, und so viel mehr als bloß ein Ausgleich, ein Gegengewicht zur unguten Überraschung, und unendlich mehr als bloß ein Gegengewicht, hätte sich eingestellt durch die Liebe." (Zitat.: S.55)

Zu dieser Liebe ist diese Eva nicht fähig gewesen, möglicherweise, weil sie sich selbst noch nicht angenommen hatte, sich in ihrem Frausein als Mangel empfand. Solange Frauen sich als nicht gleichwertig begreifen, kann es in Aranjuez keine Sommerresidenz mehr für einen König und eine Königin geben. Eine Zukunft für sie in Gemeinsamkeit wird es erst dann möglich sein, wenn Adam und Eva sich in Liebe zueinander wenden und wirklich nur dann, ansonsten ist Alleinesein angesagt.

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