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Rezension:Jahre am Bodensee: Erinnerungen, Betrachtungen, Briefe und Gedichte (Gebundene Ausgabe)

Der Schriftsteller, Dichter und Nobelpreisträger Hermann Hesse (1877-1962) absolvierte eine Lehre als Buchhändler in Tübingen, bevor er ab 1899 in Basel als Buchhändler und Antiquar arbeitete und ab 1904 als freier Schriftsteller tätig war.

Im vorliegenden, reich bebilderten Buch sind Hesses Schilderungen über den Bodensee zusammengefasst, wo er acht Jahre am Seeufer in Gaienhofen lebte. In dieser Zeit erblickten übrigens seine drei Kinder das Licht der Welt.

Das Buch enthält Erinnerungen, Betrachtungen, Briefe, Gedichte und beeindruckende Fotos aus dem Familienalbum Hesses, wo man ihn mit seinen kleinen Kindern, seiner Frau und mit Freunden erlebt. Hesse muss ein sehr liebevoller Vater gewesen sein. Das machen die Bildern deutlich.

Man hat übrigens auch Gelegenheit in handschriftliche Texte des Schriftstellers einzusehen und kann sich dabei ein Bild von der Geradlinigkeit dieses Mannes machen, die in der Schrift sofort erkennbar ist.

Hesse hat in seiner Gaienhofener Zeit (1904-12) 25 große Erzählungen verfasst, des Weiteren die Romane "Unterm Rad" und "Gertrud", ferner entstanden auch Gedichtbände. Obgleich sein Umfeld ganz offensichtlich seine Kreativität förderte, verkaufte der Dichtere 1912 sein 4 Jahre zuvor erworbene Haus, verließ die Bodenseeregion und bezog mit seiner Familie ein Haus in der Nähe von Bern. Es war wohl eine Vernunftentscheidung.

Die Zeit am Bodensee war eine Zeit des Lebens in einer Idylle, dies kommt in den Texten zum Ausdruck, die man im vorliegenden Buch nachlesen kann. Er schreibt über das Haus, in dem er und seine Familie leben, über einen Besuch beim Dorfarzt, über einen Septembermorgen am Bodensee, über Herbstnächte, über Landschaftseindrücke zu unterschiedlichen Jahreszeiten und dergleichen mehr.

In einem Brief von 1904 an Stefan Zweig fand ich folgenden Sequenz:"Nun bin ich ein verheirateter Mann, und mit dem Zigeunern hat es einstweilen ein Ende. Die kleine Frau ist aber lieb und vernünftig. Freilich- dass ich heute ein kleine Fässchen Wein bestellt habe, weiß sie noch nicht. Der hiesige Wein ist nämlich schandenmäßig sauer," (Zitat Seite 49), :-))

Hesse-Liebhaber dürfen sich freuen. Das Buch enthält viele, darunter auch wenig bekannte Texte des Schriftstellers.

Eines der die Prosatexte unterbrechenden Gedichte möchte ich wiedergeben:


Manchmal

Manchmal, wenn ein Vogel ruft
Oder ein Wind geht in den Zweigen
Oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,
Dann muss ich lange lauschen und schweigen.

Meine Seele flieht zurück,
Bis vor tausend vergessenen Jahren
Der Vogel und der wehende Wind
Mir ähnlich und meine Brüder waren.

Meine Seele wird ein Baum
Und ein Tier und ein Wolkenweben
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
Und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?
(siehe Seite 92)

Empfehlenswert.

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