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Rezension: Literaturland Hessen- Das Lesebuch- Heiner Boehncke/ Hans Sarkowicz

Vor einigen Tagen habe ich "Literaturland Hessen- Literarische Streifzüge durch die Mitte Deutschlands" rezensiert. Die Autoren Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz  haben zu dem wunderbaren Buch noch ein begleitendes Lesebuch auf den Weg gebracht und die  ausgewählten Texte  in 10 Kapitel eingebunden.

Bei den Kapiteln handelt es sich um folgende:

-Literaturstadt Frankfurt
-Mit Goethe durch Hessen
-Von Residenz zu Residenz
-Grimm-Heimat Hessen
-Von den Minnesängern bis Grimmelshausen
-Kreuz und Quer durch Hessens Mitte
-Große Welt reist ins Bad
-Auf den Spuren der Romantiker
-Georg Büchner und der Vormärz in Hessen
-Ein rechtes Paradies. Hessens sonniger Süden

Viele bekannte und weniger bekannte Autoren und Auszüge aus deren Werken lernt man hier kennen. Da die Texte nicht sehr lang sind, eignen sie sich als Bettlektüre. Abend für Abend freut man sich auf einen neuen Text, da diese inhaltlich höchst verschiedene Themen aufgreifen, nicht nur deswegen, weil die Autoren in unterschiedlichen Jahrhunderten lebten, sondern auch  weil sie bemerkenswert unterschiedliche Interessen hatten.

Den jeweiligen Textauszügen sind erläuternde Gedanken vorangestellt, die die Einordnung erleichtern. Ich erwähnte in meiner Rezension "Literaturland Hessen- Literarische Streifzüge durch die Mitte Deutschlands" Bertha Pappenheim. Sie ging als "Anna O." in die Geschichte der Psychoanalyse ein. Von ihrer Erzählung "Die Erbschaft" wusste ich bis dato ebenso wenig wie von ihrem "Heim des Jüdischen Frauenbunds", das in der Pogromnacht 1938 teilweise zerstört wurde.

"Das Frankfurt-Buch- Achtzig Textbaustein" von Eva Demski hat mir sehr gut gefallen. So kann nur schreiben, wer seine Stadt liebt.

Wunderbare Texte von Goethe warten auf den Leser, der seinen 65. Geburtstag übrigens einst in Wiesbaden feierte, damals auch einige Tage im Sommerhaus der Brentanos im Rheingau weilte und von da aus Ausflüge in die Umgebung machte. Textstellen aus seinem Essay "Der Rheingau" habe ich mit großem Vergnügen studiert, aber auch Briefe aus dem Briefwechsel zwischen Goethe und Marianne von Willemer sind sehr lesenswert.

Auf keinen Fall werde ich hier  all die Autoren aufzählen, die im Buch versammelt sind. Erwähnen möchte ich aber Bonifatius, der im Sommer 751 an Papst Zacharias einen Brief schrieb und dieser Brief als Gründungsurkunde von Fulda gilt. Des Weiteren möchte  ich  auf die "Die blaue Blume" von Novalis hinweisen, weil diese Blume zuerst in einer hessischen Sage über den Odenberg bei Gudensberg erwähnt wird, demnach ebenso hessischen Ursprungs ist,  wie der Beginn der Romanhandlung "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann, den man im Buch ebenfalls nachlesen kann: "Der Rheingau hat mich hervorgebracht,….. "

Gefallen hat mir, dass man die Ballade  "Lore Lay" von Clemens Brentano nicht vergessen hat, die er Jahrzehnte vor Heinrich Heines "Loreley" auf den Weg brachte. Brentano legte seine Ballade in die Zeit der Wirren der Hexenverfolgungen in unserem Land. 

Von Büchner kann man nicht wenige Textauszüge lesen. Der Hessische Landbote bleibt nicht ausgespart. 

Womit aber beginnen? Vielleicht mit Georg Christoph Lichtenbergs "Über die Macht der Liebe" oder vielleicht mit dem Märchen "Brüderchen und Schwesterchen" der Gebrüder Grimm, das wie alle Märchen, uns die Chance bietet,   viel über die Psyche der Menschen und ihre Traumwelten in Erfahrung zu bringen oder  vielleicht  doch  mit  Goethes Gedicht an Marianne?

Liebchen ach! im starren Bande
Zwängen sich die freien Lieder
Die im reinen Himmels-Lande
Munter folgen hin und wider.
Allem ist die Zeit verderblich
Sie erhalten sich allein.
Jede Zeile soll unsterblich
Ewig wie die Liebe  sein.
1815

Empfehlenswert 

Helga König

http://www.verlagshaus-roemerweg.de/Waldemar_Kramer/Heiner_Boehncke-Hans_Sarkowicz-Literaturland_Hessen-EAN:9783737404594.html