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Rezension: #Kameliendame- Alexandre Dumas

Der junge Bürgersohn Armand Duval verliebt sich Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris in die schwindsüchtige Kurtisane Marguerite Gautier. Die bildschöne junge Frau wird von diversen Aristokraten auf hohem Niveau finanziert und steht ihnen im Gegenzug als glamouröse Begleiterin fürs Theater und für die Oper, nicht zuletzt jedoch für amouröse Spiele zu Verfügung. 

Marguerite gilt im damaligen Paris als eine der teuersten Mätressen. Armand weiß, dass er alleine ihren hochpreisigen Lebensstandart niemals finanzieren kann und sich diese Frau insofern mit anderen Liebhabern teilen muss. 

Als Marguerite Armands Liebe zu erwidern beginnt und die beiden Verliebten gemeinsam aufs Land gehen, um ihre Zweisamkeit ungestört zu genießen, ermahnt Armands Vater den Sohn aus Vernunftsgründen diese unschickliche Beziehung zu beenden. Doch Armand möchte die gesellschaftlichen Gepflogenheiten, die zwar den Umgang mit Kokotten erlauben, aber feste Bindungen zu ihnen nicht vorsehen, keinesfalls akzeptieren. Deshalb bittet der alte Duval Marguerite sich der Konvention wegen von Armand zu trennen. 

Aus Liebe zu Armand willigt sie in den Wunsch seines Vaters ein und stirbt kurz darauf nicht zuletzt aufgrund ihres großen Kummers. Als Armand nach dem einsamen Tod seiner Geliebten die wahren Gründe ihrer für ihn bislang nicht nachvollziehbaren Trennung erfährt, ist er untröstlich.... 

Dumas setzt sich in diesem Roman mit der gesellschaftlichen Doppelmoral seiner Zeit auseinander. Er zeigt die Halbwelt, in der nicht nur Maitressen, sondern auch die Spieltische so manchen jungen Mann ruiniert haben und von Haus aus unbegüterte, hübsche Mädchen wegen der subtilen Verlockungen durch den Luxus letztlich ins Elend getrieben wurden. 

Ein immer wieder ergreifender Roman!

Empfehlenswert.

Helga König

Im Fachhandel erhältlich.

Rezension: Die Hexe von Freiburg- Astrid Fritz

Die Germanistin Astrid Fritz befasst sich in ihrem packend geschriebenen Roman mit dem Leben und Sterben der Patrizierin Catharina Stadellmenin. Diese intelligente, couragierte und noch dazu schöne Frau hat in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Freiburg gelebt und wurde, im Zuge des allgemeinen Hexenwahns aufgrund von diesbezüglichen Denunziationen inhaftiert, grausam gefoltert und gemeinsam mit zwei weiteren Damen der dortigen Oberschicht 1599 verbrannt.

Geboren als Tochter eines Marienbilder-Malers lebt Catharina zunächst in der Obhut ihres Vaters, der sie - für diese Zeit ungewöhnlich - lesen und schreiben lehrt. Nach dem Tod ihrer Mutter wächst das Mädchen bei ihrer Tante auf, um schließlich nach der unglücklich verlaufenden Liebe zu ihrem Vetter Christoph den Freiburger Zunftmeister der Schlossergilde und späteren Stadtrat Michael Bantzer zu heiraten. Die Ehe mit diesem Mann wird als missraten geschildert; Michael ist gewalttätig. Er demütigt Catharina öffentlich aber auch privat und prügelt sie erbarmungslos.

Als ihr Gatte unerwartet stirbt, erwirbt die Witwe, nach erheblichen Schwierigkeiten mit der Schlosserzunft, die sich die Hinterlassenschaft ihres Mannes zu großen Teilen aneignen möchte, eine Lizenz zum Bierbrauen und versucht auf diese Weise ihr zukünftiges Leben zu sichern. Zu diesem Zeitpunkt wird Catharina als Hexe denunziert, peinlich verhört und schließlich nach vorheriger Enthauptung , die aufgrund erfolgreicher Fürsprachen erfolgte, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Christoph, ihre große Liebe, dem sie nach dem Ableben Michaels erneut begegnet war, erwies sich als wahrliche Stütze in Catharinas letzten Stunden.

Die Autorin hat einen hervorragend recherchierten Roman geschrieben. Sehr detailliert weist sie auf den Unterschied zwischen Land - und Stadtleben in damaliger Zeit hin, richtet ihren Blick auf Wohlstand und Armut, auf diese unüberbrückbaren Gegensätze mit ihren verheerenden Folgen in jener Zeit, so etwa für Kranke oder für Reisende. Vom Damoklesschwert , das über Hebammen hing, spricht die Autorin ebenso, wie über die tötlichen Gefahren, denen Frauen sich aussetzten, wenn sie sich zu Abtreibungen entschieden. Auch vom Zunftwesen ist die Rede, hauptsächlich von den sich daraus ergebenden Zwängen. Gezeigt wird am Beispiel Catharinas, welche Einschnitte in ihr tägliches Leben sie seitens der Gilde ihres Mannes akzeptieren musste.

So gab es demnach für Frauen nicht nur eine individuelle Bevormundung durch den Ehemann, sondern eine allgemeine durch einschlägige Männerbündnisse. Nicht zuletzt befasst sich die Autorin sehr ausführlich mit dem Hexenwahn, der in den Köpfen tobte. Es gelingt ihr, die Infamie aber auch die Absurdität der damaligen Gerichtsverhandlungen vor Augen zu führen und zu zeigen, dass die Chance einen so genannten Hexenprozess heil zu überstehen gleich Null war. Die Ursachen der Denunziationen, so erfährt man, waren in der Regel Neid, absonderliche Sexualprojektionen, der abstruse Zeitgeist und natürlich immer wieder Habgier, denn das Erbe dieser gepeinigten Frauen ging in der Regel an die Kirche oder an die weltliche Obrigkeit.

Der Fall Catharina Stadellmenin ist einer unter 100.000. Er ist exemplarisch für das Unrecht, das im Namen der Justiz an Frauen jener Zeit begangen wurde. 

Ein wirklich empfehlenswerter Roman.

Helga König

Im Fachhandel erhältlich