Louis Begley hat in seinem neuen Roman "Zeig dich Mörder", erschienen im Suhrkamp Verlag, mit eindrucksvollem Insiderwissen und messerscharfer Analyse die Geschichte von Jack Dana erzählt, der als Spross einer Upperclass East-Coast Familie mit dem Selbstmord seines geliebten Onkels konfrontiert wird.
Dieser, ein angesehener Anwalt in einer sehr renommierten Kanzlei in Manhattan, war nach dem frühen Tod von Danas Eltern, alleinstehend, die einzige Bezugsperson, die dem jungen Jack Halt und Orientierung, aber auch familiäre Liebe gegeben hat. Mit seiner abgeklärten Art, seiner klaren Haltung und seinem kulturellen Savoir-Vivre war er stets das Vorbild und der Gesprächspartner für den jungen Yale-Absolventen. Jedoch anders als sein Onkel ist er dem Vorbild seines Vaters gefolgt und hat anschließend sich freiwillig zu einer Ausbildung bei den Marines entschieden, einer der härtesten Elite-Truppen die das amerikanische Militär kennt.
Als solcher erlebte er sowohl den Krieg in Afghanistan als auch im Irak, als er im Rang eines Captains, schwer verwundet, nach seinem Aufenthalt im Militärhospital den Dienst quittiert hat. Zurück in New York und damit wieder in der Nähe seines Onkels, begann er einen ersten Roman über seine Kriegserlebnisse zu verfassen. Dass dieser auf Anhieb überaus erfolgreich bei den Lesern ankam, hatte er sich auch nicht träumen lassen. Ebenso wenig hatte er vermutet, dass eine junge Anwaltskollegin, die seinem Onkel assistierte sehr bald nach seiner Rückkehr nach Manhattan eine feste Liebesbeziehung mit ihm eingehen sollte. Nach seinem ersten Roman folgte ein zweiter, ebenso erfolgreich. Dass Hollywood ihn auch noch verfilmt hat, ließ ihn zu einem vermögenden Mann werden.
Nach einer Reise in den brasilianischen Mato Grosso, ein Mandant seines Onkels besaß dort eine große Rinderfarm, bestens geeignet um fernab der Welt sein drittes Buch zu schreiben, wurde er bei der Rückkehr von der Nachricht überrascht, dass sein geliebter Onkel sich in seinem Ferienhaus auf Long Island erhängt haben soll. Zudem war seine langjährige Sekretärin einen Tag später vor die U-Bahn gestürzt und dabei ebenfalls ums Leben gekommen. Niemals hätte sein Onkel, ohne ihn zuvor noch einmal gesehen zu haben, einen solchen Freitod gewählt, da war sich Jack Dana sicher, zumal er zuvor noch seinem über alles geliebten Siam-Kater den Hals umgedreht haben soll. Niemals, niemals.
Louis Begley gilt heute als einer der besten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Geboren 1933 in Polen flohen seine Eltern mit ihm vor den Nazis in die USA. Bis 2004 war er dort in New York als überaus erfolgreicher Anwalt tätig, bevor er seine Karriere als Schriftsteller begann. Seine Bücher sind in 18 Sprachen übersetzt worden, seine Auszeichnungen sind vielfältig. Immer wieder hat sich Bagley mit gesellschaftlichen Verwerfungen befasst und dabei die Probleme und Abgründe der darin verstrickten Menschen in seinen Romanen thematisiert. Dabei ist es ihm gelungen, sehr exakt die Psychologie der handelnden Personen zu beschreiben, um dann daraus Handlungsmuster zu entwickeln.
Um dem Ganzen den besonders authentischen Rahmen zu geben, bettet er die Handlungsstränge in reale Ereignisse ein, oftmals verknüpft mit dem passenden geschichtlichen Hintergrund. Dabei bleiben seine Romane doch auch immer zeitnah und bewegen sich in realistischen Szenerien, die der Autor aus eigenem Erleben bestens kennt. Deshalb sind seine Romane kurzweilig und spannend, aber niemals flach. Zudem wird man mit Fragen von tiefem ethischen Hintergrund konfrontiert, deren Beantwortung der Protagonist in allen Romanen allein dem Leser überlässt. Alles zusammen macht die Faszination von Louis Begley aus, so auch in seinem aktuellen Werk: "Zeig dich Mörder".
Sehr empfehlenswert
Peter J. König
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