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Rezension: Ehrenwort - Ingrid Noll

Es dauert nur wenige Zeilen und man ist zurück in der Welt der Ingrid Noll, in der Welt, die sich dadurch auszeichnet, dass im bürgerlichen Milieu, sich hinter den Kulissen des täglichen Lebens Abgründe auftun, die die Autorin in der ihr eigenen Art kompromisslos dazustellen versteht.

"Ehrenwort" ist der 12. Roman der wunderbaren Ingrid Noll, die mal wieder an der Bergstraße eine Familienidylle zerpflückt, um die menschlichen Untiefen der einzelnen Familienmitglieder in dem ihr eigenen schwarzen Humor vor dem Leser auszubreiten.

Es sind nicht die Geschehnisse der Protagonisten, die den eigentlichen Spaß am Lesen dieses Buches ausmachen, nein, es ist die trockene Sprache des Realistisch-Sarkastischen, die die große Schar der Noll-Jünger immer mehr ansteigen lässt.

Die geschätzte Autorin befasst sich dieses Mal mit der uns alle betreffenden Problematik der Altenpflege. Was passiert, wenn der 90 jährige Großvater nach einem häuslichen Unfall das Leben seiner Kinder und Enkel dominiert, weil er pflegebedürftig bei seinen Kindern aufgenommen werden muss? Welche Auswirkungen zeigen sich bei den Nachkommen, wenn vermeintlich eine nicht zu unterschätzende Erbschaft winkt?


Hier zeigt Noll schonungslos offen wie jedes betroffene Familienmitglied die Sache im ureigensten Sinne, für sich zu lösen versucht. Erstaunliches wird dem Leser dabei aufgetischt.


Wer die liebliche Bergstraße kennt, mag nicht glauben, dass hinter der Fasade eines wohlgestalteten Bürgerhauses Dinge geschehen, die man hier nie vermuten würde. Dieses alles jedoch ficht den lateingewandten nörgelnden Großvater mitnichten an. Er, der altgediente Kriegsveteran, weiß die Seinen zu schützen. Veni, vidi, vici.


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