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Rezension:Jesabel: Roman (Gebundene Ausgabe)


Die 1903 geborene russisch-jüdische Schriftstellerin verstarb 1942 in Auschwitz. Dieses frühe Meisterwerk befasst sich mit dem Jugendwahn einer sehr schönen, reichen dazu noch intelligenten Frau, die alle Chancen gehabt hätte im Laufe ihres Lebens ihre Persönlichkeit breit gefächert zu entwickeln, sich stattdessen aber in Abgründe verstrickte, weil sie sich zwanghaft über ihr Äußeres definierte und aus ihrer Selbstbezogenheit nicht herausfand..

Die Romanhandlung nimmt im Gerichtssaal ihren Anfang. Dort ist die nunmehr sechzigjährige Gladys Eysenach angeklagt, ihren 20 jährigen Liebhaber ermordet zu haben.... Gladys gehörte der umherschweifenden, kosmopolitischen Gesellschaftsklasse an. Man lernt sie als junge Frau kennen, liest wie sie damals wegen ihrer Schönheit angebetet wurde und wie sie es genoss begehrt zu werden. Sie berauscht sich an dem Einfluss, den sie auf Männer hat und will das Gefühl immer wieder aufs Neue auskosten, auch noch als in die Jahre gekommene Frau. Gladys ist unfähig zu lieben, ihre Gedanken kreisen immer nur um sie selbst und um die Macht auf das andere Geschlecht.

Diese glanzvolle Dame der Gesellschaft hatte eine Tochter, die sie im Zustand eines Kindes hält, weil sie nicht ertragen kann eine erwachsene Tochter an ihrer Seite zu haben. Überall wittert sie Konkurrenz und hat Angst, zum alten Eisen zu gehören. Das 18 jährige Mädchen verliebt sich und möchte heiraten. Die Mutter verbietet die Eheschließung, keineswegs wegen des Alters von Marie - Therese, sondern weil Gladys nicht Schwiegermutter werden möchte.

Der junge Mann fällt im 1. Weltkrieg, doch Marie-Therese ist schwanger und ihre Mutter drängt auf Schwangerschaftsabbruch, in erster Linie, weil Gladys unter keinen Umständen Großmutter werden möchte. Marie - Therese bringt entgegen den Wünschen ihrer Mutter das Kind zu Welt, verblutet allerdings bei der Geburt. Der Enkelsohn überlebt.

Gladys will das Kind am gleichen Tag noch aus dem Hause haben, übergibt es einer Amme, zahlt und vergisst die ganze Angelegenheit recht schnell, indem sie sich am gesellschaftlichen Leben berauscht. Es vergehen Jahre, in denen Gladys ihren Alterungsprozess durch immer jüngere Liebhaber zu betäuben sucht und den Anblick im Spiegel kaum noch erträgt, obschon sie nach wie vor eine attraktive Frau ist. Mittlerweile ist sie 60 Jahre alt, noch immer durchtanzt sie die Nächte, will gefallen, tut alles für ihr Aussehen. Da jedoch taucht ihr Enkel auf....

Ein packender, auf hohem Niveau geschriebener Roman, der an Aktualität nichts verloren hat, wenn man bedenkt, was neuerdings alles unternommen wird, um den Anschein äußerer Jugend zu bewahren... doch die Seele lässt sich nicht betrügen, sie altert unaufhaltsam und erkrankt, insbesondere, wenn man sie daran hindert den gestellten Lebensaufgaben gerecht zu werden. Oskar Wilde hat sich mit diesem Problem bereits vortrefflich auseinandergesetzt. Ein Thema, dem sich jede Generation neu stellen muss.

Empfehlenswert.

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