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Rezension:Sturmflut- Margriet de Moor

Margriet de Moor erzählt in diesem spannend geschriebenen Roman die Viten zweier eng miteinander verbundener Schwestern, deren beider Leben aufgrund einer verheerenden Naturkatastrophe plötzlich einen dramatischen Verlauf nimmt.

Im Winter 1953 kommt eine der beiden Frauen - Lidy - gemeinsam mit rund 2000 anderen Menschen an der Küste Hollands ums Leben. Dort tobt zu dieser Zeit ein alles zerbersten wollender Orkan. Aufgrund widriger meteorologischer Bedingungen, sowie überalterter Deichbau- Konstruktionen wird das Poldergebiet von Zealand überflutet. Nun holt das bebende Meer sich das zurück, was die Menschen dort über viele Generationen der Nordsee mühsam abgerungen hatten.

Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Alles geht zu Bruch. Menschen und Tiere sterben. Schließlich zerbröselt das Land aufgrund der herein brechenden Wassermassen. De Moor erzählt einfühlsam von den letzten Stunden Lidys und der Personen, mit denen sie zufällig diese Zeit teilt. Die Autorin zeigt die Angstfreiheit dieser Menschen und deren Bereitschaft miteinander, die sich pausenlos neu stellenden komplexen Probleme anzupacken. Auf diese Weise füllt sie den Begriff "Schicksalsgemeinschaft" beeindruckend mit Inhalt.

Eigentlich hätte Armanda anstelle ihrer Schwester Opfer der Ereignisse werden müssen, denn Lidy entschließt sich spontan zum Geburtstagsfest des Patenkindes ihrer Schwester nach Schouwen- Duiveland zu reisen, damit diese stattdessen zu einer Fete nach Amsterdam gehen kann. Als Folge der Ereignisse verändert sich die Lebensplanung der Studentin Armanda völlig. Sie heiratet den Mann ihrer verstorbenen Schwester und zieht deren Tochter auf. Obgleich Armanda von Sjoerd noch zwei eigene Kinder bekommt, steht ihr die Tochter ihrer Schwester immer am nächsten. Nadja bleibt stets ihr tatsächliches Kind. Armanda fühlt, dass sie im Grunde Lidys Leben weiterlebt und ihre Persönlichkeit im Jahr 1953 zu existieren aufgehört hat. Sie wird depressiv. Die Ehe mit Sjoerd zerbricht, weil der Geist ihrer Schwester immer präsent bleibt.

Armanda wird zum bedauernswerten Sekundär- Opfer der Sturmflut, denn sie glaubt das Recht auf eine selbstbestimmte Existenz verwirkt zu haben, nachdem ihre Schwester auf so unfaire Weise aus dem Leben gerissen worden ist. Armanda kann nicht aufhören sich für den Tod ihrer Schwester verantwortlich zu fühlen, vielleicht weil sie letztlich mehr an Selbstbestimmung als an eine irgendwie geartete Fremddisposition glaubt. Das ist Armandas Tragödie. Ein nachdenklich stimmender, empfehlenswerter Roman.

Überall im  Fachhandel erhältlich.

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