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Rezension: Börne-Das große Lesebuch (Broschiert)

Herausgeberin dieses Lesebuchs ist Inge Rippmann. Sie stellt eine große Anzahl von Texten des in Frankfurt am Main geborenen deutschen Intellektuellen Ludwig Börne (eigentlich Löb Baruch, 1786-1837) vor, wodurch man einen breitgefächerten Eindruck dieses Denkers jüdischer Herkunft erhält, dessen Schriften sich in erster Linie gegen die politische und kulturelle Reaktion wandten.

Die Herausgeberin hebt gleich zu Beginn hervor, dass Börne kein Dramatiker wie Büchner, kein Lyriker wie Heinrich Heine, kein epischer Schriftsteller wie der von ihm verehrte Jean Paul gewesen sei. Sein Ruhm sei zunächst der Aktualität verpflichtet gewesen.

Den letzten Seiten des Buches hat man übrigens Gelegenheit, sich einen Überblick über das Leben und Werk Börners zu verschaffen, bei dem sich das Stichwort "Freiheit" durch sein, wie Rippmann nicht unerwähnt lässt, "schmales, jedoch formal wie inhaltlich breit gefächertes Oeuvre verfolgen" lässt.

Börne verbarg seine radikal-oppositionelle Kritik in der Regel in Feuilletons, Kritiken und Kurzgeschichten. Davon erhält man in dem Lesebuch einen recht guten Eindruck.

1830 begab sich der Frankfurter nach Paris und widmete sich nach zwei ausgedehnten Schweizreisen zwischen 1832-1834 intensiven Studien der Französischen Revolution. Börne soll wie die meisten seiner liberalen Zeitgenossen die Julirevolution zunächst als entscheidende Zeitenwende begrüßt haben. Dabei befreite ihn sein neu gewählter Wohnort Paris sowohl inhaltlich als auch stilistisch vom Zensurdruck.

In seinen "Pariser Briefen" ließ es die Leser an seiner aktuellen Lektüre teilhaben und klagte u.a. mit satirischer Geste die unverantwortliche Politikabstinenz von Goethe, Schiller und anderen Geistesgrößen der Klassik an.
Sein Seitenblick auf Heine soll stets wach geblieben sein. Hier soll es enorme Konkurrenzgefühle gegeben haben, die schließlich in "feindseliger, von ihrem unterschiedlichen Revolutionsverständis gespeister Gehässigkeit" endeten.

Das Lesebuch stellt Texte von Börne vor, die ihn als Anwalt und Kritiker der Juden, als kritischen Patrioten, als Literatur- und Theaterkritiker, als Vorkämpfer für die Pressefreiheit, als radikalen Demokraten, als Flaneur und Musikfreund, als Goethe-Gegner, als Zeitgeschichtenschreiber, als Satiriker und in anderen Rollen zeigen.

Als ich die Texte, die seine Beziehung zu Heine verdeutlichen, las, sah ich erneut, wie kontraproduktiv Konkurrenzdenken ist und wie viel mehr es doch bringt, wenn kluge Geister gemeinsam an einem Strang in eine Richtung ziehen.

Empfehlenswert.

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