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Rezension: Vom Mann, der auszog um den Frühling zu suchen- Eine Reise zur Leichtigkeit- Clara Maria Bagus

Clara Maria Bagus, die Autorin dieses klugen Textes, der sich als poetisches Märchen für Erwachsene präsentiert, hat in den USA und in Deutschland Psychologie studiert. Ihr beruflicher Weg führte sie durch zahlreiche Länder. Diese Tatsache schlägt sich in einer erfreulichen Offenheit nieder, die sich durch die gesamte Geschichte zieht. 

Es war Ludwig Bechstein, der einst das "Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen" geschrieben hat. An den Inhalt kann ich mich nur noch vage erinnern, wohl aber an das Gruseln, das mit dieser Lektüre verbunden war. 

Das poetische Märchen "Vom Mann, der auszog um den Frühling zu suchen" von Clara Maria Bagus mit dem Untertitel "Eine Reise zur Leichtigkeit" könnte stattdessen auch heißen, "Von einem, der auszog, das Träumen zu lernen". 

Woran man sich hier später erinnern wird, ist vermutlich an das mit der Lektüre verbundene Staunen, wie geschickt die Autorin dem Leser zu vermitteln vermag, dass wir ohne unsere Träume keine Paradiese aufzubauen in der Lage sind, sondern stattdessen in einer öden Winterwelt leben, in der es nichts Buntes gibt und nirgendwo ein Vogel uns die Geschichte unserer inneren Freiheit vorzwitschert. 

Auf dem schön gestalteten Buchumschlag sehen wir das laubleere, winterliche Geäst eines Baumes und die Silhouette eine Vogels. Dieser ist aus dem Umschlag exakt herausgestanzt. Das geschah gewiss nicht grundlos, denn es handelt sich um das Zaubervöglein, das in der vorliegenden Geschichte eine wesentliche Rolle spielt und für die Buntheit und das Licht in der Natur sorgt, ohne das wir nicht kreativ sein können und nicht auf die Reise hin zu unseren Möglichkeiten gehen. 

Bei dem Protagonisten in diesem Buch handelt es sich um einen Mann, der von seinem Fenster aus in eine trübe, ihn wenig heiter stimmende Winterwelt blickt und hier wahrnimmt wie ein Vogel zu zwitschern beginnt, woraufhin plötzlich alles grünt und die Blumen üppig erblühen. Der Mann fragt nicht, was er von diesem ungewöhnlichen Naturschauspiel halten soll, wertet also nicht, sondern staunt stattdessen. Als der Vogel wegfliegt, kehrt erneut Winter zurück. 

Neugierig verlässt, der  Staunende sein Haus. Er folgt dem Zaubervogel und lernt auf seiner langen Reise zu sich selbst, worauf es in diesem Leben tatsächlich ankommt. Der Reisende lernt also nicht durch Bücher, sondern durch aufmerksames Beobachten all dessen, was ihm entgegengebracht wird. Bei einem Müller begreift er, dass das "Herausklopfen der Essenz" und das "Einfangen des Wesentlichen" wichtige Tätigkeiten sind, wenn man erkennen möchte. Der Müller auch lehrt ihn loszulassen, denn nur,  wer Zuversicht in sein Leben bringe, könne gelassen sein. 

Auf der Suche nach dem Zaubervogel, der den Schlüssel für eine bunte Welt darstellt, lernt er zu begreifen, dass man seinen Weg stets im Auge haben muss, sich nicht schrecken lassen darf, wenn man sich einmal verlaufen hat, denn "Wenn Dir ein Weg verschlossen ist und du glaubst, in deinem Leben nicht vorwärtszukommen, dann dreh dich um und sieh, welche Weite sich vor Dir eröffnet. Niemals im Leben wird Dir so viel versperrt sein, dass nicht noch unendlich mehr Möglichkeiten auf dich warten." 

An vielen Beispielen, allesamt wohldurchdacht, lernt der Mann das Geschenk der Möglichkeiten kennen und zu begreifen, warum man Mut, Klugheit und Ausdauer benötigt, die für uns richtige Chance zu ergreifen. 

Wodurch vergisst man seine Träume? Ist es die Gewohnheit? Und was geschieht mit uns, wenn wir unsere Träume vergessen haben und ziellos sind? Wir wissen es und wissen auch, weshalb wir das Bunte nie aus dem Auge verlieren dürfen, wenn wir leben und nicht frustriert sein wollen. Und doch verdrängen wir es. Das ist nicht klug von uns.

Die Autorin reflektiert den Vergleich und den Neid, die daran hindern, eine Reise zur Leichtigkeit zu unternehmen und zeigt am Beispiel eines kleinwüchsigen Konditors, der neidlos seinen Weg gegangen ist, zu welch großem Erfolg er gelangte. "Vergleichen und Bewerten hält uns davon ab, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Nichts ist gut oder schlecht. Keine Sache der Welt hat jenseits unserer Bewertungen Eigenschaften.“  

Über Geiz, Geld und Gier vergisst die Autorin auch nicht zu schreiben und über das, worauf es im Leben eines Menschen tatsächlich ankommt und was ihn auf seinem Weg zur Erkenntnis und zur inneren Zufriedenheit weiterbringt. "Wer Reichtum von Besitztümern erwartet, die von äußeren Einflüssen abhängig sind, lebt in ständiger Sorge, sie zu verlieren. Was in uns selbst liegt, kann uns niemand nehmen.“  

Solche Erkenntnisse in ihrer Tiefe zu begreifen, ist nicht nur Nonnen und Mönchen möglich, sondern auch jenen, die auf der Reise zu Leichtigkeit ihren Selbstwert erfasst haben und sich nicht mehr vom Bewerten durch Dritte abhängig machen. 

Weniger über Glück als über Sinn nachdenken und uns bewusst machen, dass wir alle sterblich sind, bewirkt die Demut, die notwendig ist, um immer wieder staunen zu können über die „Aromen des Lebens“

"Nur, was wir täglich im Hier und Jetzt Sinnvolles schaffen, besitzen wir für immer", schreibt Clara Maria Bagus in ihrer Reise durch die Leichtigkeit, weil Sinnvolles Liebe stiftet in uns und in anderen. Die Liebe allen und allem gegenüber hilft der Starre zu entkommen und zu erkennen, dass unser Leben stimmig sein muss. 

Unser Leben "muss zu uns passen wie ein Lederhandschuh auf eine Hand. Dann ist es echt. Das ist die Kunst des guten Lebens."  

Um zu dieser Weisheit zu gelangen, ist es nie zu spät und ebenfalls ist es niemals  zu spät, sich auf den Weg zu machen, um das passende Leben zu finden, denn mitunter entdeckt man es gerade jetzt, wenn man die Augen offen hat und dem Zwitschern seines Herzens folgt. 

Sehr empfehlenswert

 Helga König

Die Zitate stammen aus vorliegendem Buch.

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