Die Lyrikerin Angélique Duvier lebt in Hamburg. Sie studierte Schauspiel und ist auf zahlreichen deutschsprachigen Theaterbühnen als auch im Fernsehen zu sehen.
Ihr neues Werk "Zerrissene Träume" trägt den Untertitel "Aus dem Leben einer Schauspielerin" und enthält zwei Bücher.
Im ersten Buch kann man sich in 101 neue Gedichte von ihr vertiefen. Meine Rezension dazu, finden Sie in der Rubrik "Lyrik" auf "Buch, Kultur und Lifestyle".
Angélique Duvier hat sich in ihrem Roman, das zweite Buch, eines Themas angenommen, das sofort an die Me-Too-Bewegung denken lässt und mit Namen wie Harvey Weinstein in den USA hohe Wellen schlug. Auch in Deutschland wurden Machtmissbrauch, Übergriffigkeit und Sexismus in der Filmbranche bekannt. Viele betroffene Frauen schwiegen, um ihrem Ruf nicht zu schaden, denn allzu rasch werden Tatsachen verdreht, wenn es darum geht, die Täterrolle zu relativieren. Nicht jede Frau möchte sich der Vorverurteilung aussetzen, die ihr nicht nur seitens der Männerwelt dann entgegengebracht wird.
Anna, die Protagonistin des Romans, eine zierliche Person mit großer Ausstrahlung, ist eine erfolgreiche Bühnenschauspielerin mittleren Alters als man ihr eine Fernsehrolle anträgt. Die Arbeit mit Christoph Ruler, dem Regisseur, einer Größe in seinem Metier, ist mehr als nur eine Eintrittskarte in das Filmgeschäft im Fernsehen und insofern natürlich verlockend.
Anna, die bereits 2 Ehen hinter sich hat, die erste mit einem Jahrzehnte älteren, berühmten Schauspieler, dessen Alkoholismus sie nicht mehr ertrug, die zweite ein notorischer Fremdgeher, steht beruflich und finanziell auf eignen Beinen, aber dennoch wird sie sehr unsicher, wenn man ihr Können fortwährend in Frage stellt. Christoph Ruler tut dies ganz bewusst. Er quält sie, "ließ keine Gelegenheit aus, um sie einzuengen und sie vor Kollegen, Technikern und Statisten zu demütigen (S.188)".
Anna entspricht Rulers Beuteschema. Er will Sex mit ihr, nervt sie mit eindeutigen Telefonaten und Wutanfällen, nachdem sie sich ihm verweigert. Er versucht sie zu nötigen, droht mit seinem Einfluss, droht sie beruflich fertig zu machen. Sie verweigert sich dennoch, was ihn immer mehr ausflippen lässt.
Anna erkrankt schließlich schwer, schrammt, aufgrund eines durch den ganzen Stress entgleisenden Blutdruck, an einem Schlaganfall vorbei…
Die Arbeit am Set mit diesem selbstverliebten Gockel ist die Hölle.
Kurzum: Ruler ist ein Prototyp eines grandios-malignen Narzissten, der sich selbst als übermächtig betrachtet und mit Wut und Gewalt auf Enttäuschungen reagiert, einer, um den man besser einen großen Bogen macht.
In den letzten Jahren wurde viel über diese Persönlichkeitsstörung geschrieben, doch leider gibt es nach wie vor zahllose dieser gestörten Zeitgenossen. Ihr Verhalten öffentlich zu diskutieren und anzuprangern, kann man nur begrüßen, denn ihrem Aktionsradius werden Grenzen gesetzt, wenn sie erst mal stigmatisiert worden sind.
Solche Typen zu Fall zu bringen, kann nur wünschenswert sein.
Angélique Duvier hat einen packenden Roman geschrieben, der Einblicke in die dunklen Seiten des Schauspielerlebens ermöglicht. Das hat sie mit sehr viel Feingefühl gemacht und auch aufgezeigt, welchen Strapazen und Ängste Frauen dort ausgesetzt sein können, wenn sie auf einen solch bösartigen Egomanen treffen.
Maximal empfehlenswert.
Helga König
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