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Rezension: In einem Zug- Daniel Glattauer-Dumont


Der Autor dieses Romans ist der österreichische Schriftsteller Daniel Glattauer, der 2006 mit "Gut gegen Nordwind" einen Bestseller schrieb. Diesem Buch folgten weitere erfolgreiche Werke, die in mehr als vierzig Sprachen übersetzt wurden und sich weltweit millionenfach verkauften. Ich selbst war 2006 begeistert von seinem Durchbruchsroman und habe ihn gerne weiterempfohlen. 

Jetzt, 19 Jahre später, habe ich mit Neugierde "In einem Zug" gelesen, einen Roman, der seiner witzigen Dialoge wegen begeistert. Ein Liebesroman ist es nicht, auch wenn es zunächst so scheint. 

Ort der Romanhandlung ist ein Zug, der die Strecke von Wien nach München zurücklegt. Die Protagonisten sind zwei Fahrgäste. Dabei handelt es sich um den in die Jahre gekommenen Schriftsteller Eduard Brünhofer und die Physiotherapeutin Catrin Meyr, eine Frau mittleren Alters, die ihm gegenübersitzt. 

Ein Gespräch auf der langen Strecke zwischen den beiden lässt sich nicht vermeiden. Catrin verwickelt Brünhofer sogar in ein Endlosgespräch, indem sie ihm immer neue Fragen stellt, erst solche, allgemeiner Natur, dann immer indiskretere. So fragt sie zunächst, was einen Autor dazu befähige, über die Liebe zu schreiben. Brünhofer verdeutlicht, dass es um die Vorstellung gehe, die man davon haben müsse, jedoch nicht um die Erfahrung. Die Vorstellung lebe von der Fantasie. Die Erfahrung mache sie zunichte. 

Man weiß zunächst nicht so recht, was es mit der Endlosfragerei auf sich hat. Ist Catrin einfach nur penetrant neugierig oder will sie den Schriftsteller "anbaggern"? Catrin möchte über die Liebe sprechen und outet sich als  Gegnerin von Langzeitbeziehungen.

Brünhofer entzieht sich ihren Fragen nicht, beginnt während des Gesprächs nachzudenken und unliebsame Wahrheiten hervorzukehren, sich diesen zu stellen. So etwa solchen, die sich auf seine jahrelange Schreibblockade beziehen, seinem Unvermögen weiterhin Liebesromane schreiben zu können, aber zugleich einer vertraglichen Verpflichtung nachkommen muss, weil er vom Verlag bereits einen beträchtlichen Vorschuss erhalten hat. 

Das geradezu psychotherapeutische Gespräch mit einer Physiotherapeutin scheint ihn zu entkrampfen, nicht zuletzt im Speisewagen, wo er mit ihr einige Fläschchen Rotwein konsumiert, sich anhört, weshalb Catrin  keine Langzeitbeziehungen pflegt und weshalb sie überhaupt nach München reist... 

Catrin möchte mehr über die Langzeitehe Brünhofers wissen und was er an seiner Frau Gina bewundere. Hier wird  dann immer klarer, dass es die persönliche Zufriedenheit ist, die Brünhöfer schreibmüde gemacht hat.  Er hat einfach keinen Biss mehr.

Wird sich einen Ausweg finden? Möglich. Doch lesen sie bitte selbst. 

Ein toller Roman voller Esprit und Nachdenklichkeit und der Erkenntnis, dass selten etwas bleibt wie es war.

Maximal empfehlenswert

Helga König

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