Der Untertitel dieses Buches heißt "Die schönsten Seitensprünge von Boccaccio bis Ringelnatz". Seitensprünge können, m.E., wenn überhaupt, nur als "One-Night-Stand" "schön", im Sinne von problemlos und kurzweilig sein. Alle anderen Seitensprünge sind es letztlich nicht. Menschen in Karnevalsgegenden wissen seit ewiger Zeit ein Lied davon zu singen. Sie schätzen nicht grundlos diesen "One-Night-Stand" und sind in der Regel ansonsten treu. Der Seitensprung ist Bestandteil des Karnevals. Er schadet langjährigen Beziehungen offenbar nicht, habe ich mir von alten Mainzern und Kölnern sagen lassen. Ganz im Gegenteil. Ein solcher Seitensprung soll sogar inspirierend auf die feste Beziehung wirken. Ob das tatsächlich so ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich meide Karnevalsveranstaltungen.
Soll man einen solchen heißen Flirt zulassen oder eher nicht?
Sobald das Herz dabei ist, bleibt wohl stets ein schaler Nachgeschmack und viel Kummer, nicht zuletzt das Gefühl Beziehungsverrat begangen zu haben, sofern man nicht in einer offenen Beziehung lebt. Wer seinen Partner liebt und nicht eifersüchtig ist, freut sich, wenn dieser eine vergnügliche Nacht mit einem/einer Dritten verbracht hat und weiß, dass der Partner ihn nicht weniger liebt, wegen einer solchen Episode, so die Theorie. Der Partner fühlt sich nicht gedemütigt, sondern freut sich, dass man fern vom Beziehungsalltag seinen Spaß hatte.
Es gibt Menschen, die sind in der Lage, zwei Liebesbeziehungen zeitgleich zu leben, ohne das Gefühl zu haben, einen der Partner zu betrügen. Ob es möglich ist in beiden Gegenübern eine Art Herzens-Du zu sehen, weiß ich nicht. Möglich könnte es schon sein. Es kommt eventuell auf die Größe des Herzens an.:-))
Was ist, wenn zwei Menschen, die in langjährigen Beziehungen leben, sich ineinander plötzlich verlieben und, aus Verantwortung der alten Beziehung gegenüber, zweigleisig verfahren? Was ist, wenn es sich um sensible Personen handelt, die Dritte nicht verletzten wollen? Wie schaut es in deren Innenleben aus? Werden sie am Ende gemütskrank durch solche Konstellationen? Müssen sie unbedingt irgendwann eine Entscheidung treffen?
Warum spielt uns unser Herz mitunter einen Streich und lässt es zu, dass wir uns neu verlieben, obschon wir in den langjährigen Partner nach wie vor verliebt sind und ihn auch lieben? Muss eine neue Verliebtheit, wenn sie gegenseitig ist, zwingend zum körperlichen Vollzug führen? Geht man nur fremd, wenn man mit dem neuen Objekt der Verliebtheit beischläft oder beginnt der Seitensprung schon früher?
Beginnt er bereits im Kopf? Im Sehnen nach dem anderen?
Im vorliegenden Buch finden sich zahllose Auszüge aus Texten namhafter Schriftsteller, die von Seitensprüngen und all dem, was mit ihnen zusammenhängt, erzählen. Viele Gedanken, die ich oben kurz gestreift habe, finden sich in den Geschichten wieder.
Die Herausgeberin Manuela Reichart ordnet die Textauszüge folgenden Oberbegriffen unter:
- Verdacht
- Vorspiel
- Vollzug
- Beweise
- Danach
- Entscheidung
- Vermeidung
- Überkreuz
- Letzte Worte
Zu den Autoren zählen u.a. Johann Wolfgang von Goethe (Auszug aus dessen "Wahlverwandschaften"), Guy de Maupassant (Auszug aus "Bel-Ami"), Arthur Schnitzler (Auszug aus "Traumnovelle"), Gustave Flaubert (Auszug aus "Madame Bovary"), Theodor Fontane (Auszug aus "Effi Briest"), Lei Tolstoi (Auszug aus "Anna Karenina"), Franziska zu Reventlow (Auszug aus "Von Paul zu Pedro"), Anton Tschechow (Auszug aus "Von der Liebe") und Sándor Márai ("Die Glut").
Die Textauszüge sind gut gewählt und regen zum Weiterlesen an. Die Motive von "Madame Bovary" und "Effi Briest" haben mich nie berührt und tun es auch nach den jetzt gelesenen Textauszügen nicht. "Anna Karenina" ist für mich eine tragische Gestalt. Bei ihr spielt das Herz eine große Rolle. Dass sie aus dem Leben ging, hing damit zusammen, dass sie die seelischen Schmerzen nicht mehr ertrug, die ihr Seitensprung zur Folge hatte. Sie wurde zum Opfer ihrer Gefühle.
Sándor Márai bringt es in "Die Glut" auf den Punkt, wenn er ergründet, weshalb Seitensprünge überhaupt möglich sind: "Zwischen zwei Menschen, zwischen einer Frau und einem Mann, sind das "Warum" und das "Wie" sowieso immer beklagenswert gleich... Die Konstellation ist von verachtenswerter Schlichtheit. "Darum" und "So", weil es gerade möglich war und geschehen konnte, das ist die Wahrheit", (Zitat: S.348).
Im Nachwort "Das kann passieren: Untreue und Ehebruch in der Literatur" steht zu Beginn, dass ein Seitensprung beinahe zwangsläufig zur Trennung führe, so eine soziologische Studie, obschon nur 27% aller Frauen und 33% aller Männer nach einem Seitensprung die Trennung wollen.
Allerdings wissen wir, dass polygam veranlagte, diskrete "Fremdgeher/innen" nicht selten "Goldene Hochzeit" in bestem Einvernehmen feiern und möglicherweise erheitert sind aufgrund eines Verses aus einem Gedicht von Frank Wedekind:
"Keiner wohl küsste wie du,
Sanft wie ein Hauch am Maientag
Stürmisch jetzt küsst mich der andere."
(Zitat: S.340)
Sind polygam veranlagte Personen nicht von dieser Welt? Sind sie gefühlskalt oder eher das Gegenteil? Vermutlich wird jeder die Frage so beantworten, wie es für ihn günstig ist.:-))
Empfehlenswert.
Bitte klicken Sie auf den Button.dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen
Soll man einen solchen heißen Flirt zulassen oder eher nicht?
Sobald das Herz dabei ist, bleibt wohl stets ein schaler Nachgeschmack und viel Kummer, nicht zuletzt das Gefühl Beziehungsverrat begangen zu haben, sofern man nicht in einer offenen Beziehung lebt. Wer seinen Partner liebt und nicht eifersüchtig ist, freut sich, wenn dieser eine vergnügliche Nacht mit einem/einer Dritten verbracht hat und weiß, dass der Partner ihn nicht weniger liebt, wegen einer solchen Episode, so die Theorie. Der Partner fühlt sich nicht gedemütigt, sondern freut sich, dass man fern vom Beziehungsalltag seinen Spaß hatte.
Es gibt Menschen, die sind in der Lage, zwei Liebesbeziehungen zeitgleich zu leben, ohne das Gefühl zu haben, einen der Partner zu betrügen. Ob es möglich ist in beiden Gegenübern eine Art Herzens-Du zu sehen, weiß ich nicht. Möglich könnte es schon sein. Es kommt eventuell auf die Größe des Herzens an.:-))
Was ist, wenn zwei Menschen, die in langjährigen Beziehungen leben, sich ineinander plötzlich verlieben und, aus Verantwortung der alten Beziehung gegenüber, zweigleisig verfahren? Was ist, wenn es sich um sensible Personen handelt, die Dritte nicht verletzten wollen? Wie schaut es in deren Innenleben aus? Werden sie am Ende gemütskrank durch solche Konstellationen? Müssen sie unbedingt irgendwann eine Entscheidung treffen?
Warum spielt uns unser Herz mitunter einen Streich und lässt es zu, dass wir uns neu verlieben, obschon wir in den langjährigen Partner nach wie vor verliebt sind und ihn auch lieben? Muss eine neue Verliebtheit, wenn sie gegenseitig ist, zwingend zum körperlichen Vollzug führen? Geht man nur fremd, wenn man mit dem neuen Objekt der Verliebtheit beischläft oder beginnt der Seitensprung schon früher?
Beginnt er bereits im Kopf? Im Sehnen nach dem anderen?
Im vorliegenden Buch finden sich zahllose Auszüge aus Texten namhafter Schriftsteller, die von Seitensprüngen und all dem, was mit ihnen zusammenhängt, erzählen. Viele Gedanken, die ich oben kurz gestreift habe, finden sich in den Geschichten wieder.
Die Herausgeberin Manuela Reichart ordnet die Textauszüge folgenden Oberbegriffen unter:
- Verdacht
- Vorspiel
- Vollzug
- Beweise
- Danach
- Entscheidung
- Vermeidung
- Überkreuz
- Letzte Worte
Zu den Autoren zählen u.a. Johann Wolfgang von Goethe (Auszug aus dessen "Wahlverwandschaften"), Guy de Maupassant (Auszug aus "Bel-Ami"), Arthur Schnitzler (Auszug aus "Traumnovelle"), Gustave Flaubert (Auszug aus "Madame Bovary"), Theodor Fontane (Auszug aus "Effi Briest"), Lei Tolstoi (Auszug aus "Anna Karenina"), Franziska zu Reventlow (Auszug aus "Von Paul zu Pedro"), Anton Tschechow (Auszug aus "Von der Liebe") und Sándor Márai ("Die Glut").
Die Textauszüge sind gut gewählt und regen zum Weiterlesen an. Die Motive von "Madame Bovary" und "Effi Briest" haben mich nie berührt und tun es auch nach den jetzt gelesenen Textauszügen nicht. "Anna Karenina" ist für mich eine tragische Gestalt. Bei ihr spielt das Herz eine große Rolle. Dass sie aus dem Leben ging, hing damit zusammen, dass sie die seelischen Schmerzen nicht mehr ertrug, die ihr Seitensprung zur Folge hatte. Sie wurde zum Opfer ihrer Gefühle.
Sándor Márai bringt es in "Die Glut" auf den Punkt, wenn er ergründet, weshalb Seitensprünge überhaupt möglich sind: "Zwischen zwei Menschen, zwischen einer Frau und einem Mann, sind das "Warum" und das "Wie" sowieso immer beklagenswert gleich... Die Konstellation ist von verachtenswerter Schlichtheit. "Darum" und "So", weil es gerade möglich war und geschehen konnte, das ist die Wahrheit", (Zitat: S.348).
Im Nachwort "Das kann passieren: Untreue und Ehebruch in der Literatur" steht zu Beginn, dass ein Seitensprung beinahe zwangsläufig zur Trennung führe, so eine soziologische Studie, obschon nur 27% aller Frauen und 33% aller Männer nach einem Seitensprung die Trennung wollen.
Allerdings wissen wir, dass polygam veranlagte, diskrete "Fremdgeher/innen" nicht selten "Goldene Hochzeit" in bestem Einvernehmen feiern und möglicherweise erheitert sind aufgrund eines Verses aus einem Gedicht von Frank Wedekind:
"Keiner wohl küsste wie du,
Sanft wie ein Hauch am Maientag
Stürmisch jetzt küsst mich der andere."
(Zitat: S.340)
Sind polygam veranlagte Personen nicht von dieser Welt? Sind sie gefühlskalt oder eher das Gegenteil? Vermutlich wird jeder die Frage so beantworten, wie es für ihn günstig ist.:-))
Empfehlenswert.
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