Dieses Lesebuch enthält ausgewählte Auszüge aus Texten von Dichtern, Schriftstellern und Briefeschreibern.
Besagte Textauszüge charakterisieren die Persönlichkeit von berühmten Mätressen, Kurtisanen und Geliebten auf subtile Weise.
Die Herausgeberin Bettina Hesse hat das Lesebuch in die Kapitel: "Verführer", "Wahlverwandschaften","Den Teufel im Leib" und "Schlimme Liebschaften" untergliedert.
Die Textstellen aus Frank Wedekinds "Der Verführer", Gustave Flauberts "Madame Bovary", einer Romanfigur, mit der ich nichts anfangen kann, aber auch eine sehr gut gewählte Textstelle aus Anton Tschechows "Die Dame mit dem Hündchen" sind mehr als nur zufriedenstellend gewählt. Das Gleiche gilt für Goethes "Wahlverwandschaften" und Theodor Fontanes "Effi Briest". Ich kenne nicht alle angeführten Werke, möchte sie hier auch nicht auflisten. Bei Leo Tolstois "Anna Karenina" hätte ich mich zu einer anderen Textstelle für die Charakterisierung des Wesens Annas entschieden, aber auch die gewählte ist o.k. und lässt das Wesen Annas gut erkennen. Bestens ausgesucht ist die Textstelle aus Zolas "Nana".
Es ist nicht einfach in Romanen genau den Punkt auszuloten, der dem unbedarften Leser den Charakter einer Romanfigur nahebringen könnte, besonders wenn die Persönlichkeit vielschichtig angelegt ist, wie beispielweise bei Anna Karenina.
Amüsiert habe ich den Auszug aus Clelands "Die Memoiren der Fanny Hill" gelesen. Dieses Buch, so musste ich mich erinnern, las ich mit meiner Schulfreundin Ingeborg während des Physikunterrichtes als 15 jährige unterm Tisch. Dass der Text Eingang in das Lesebuch fand, wundert mich jetzt doch. Das Textniveau lässt sich nicht mit Texten von Tolstoi und Flaubert oder Goethe vergleichen.
Völlig abgefahren liest sich der "Vertrag zwischen Sacher-Masoch und Wanda von Dunajew" von Leopold von Sacher-Masoch. Der Text beginnt mit "Mein Sklave! Die Bedingungen, unter welchen ich Sie als Sklave annehme und auf meinen Seiten dulde, sind folgende: Ganz bedingungsloses Aufgeben Ihres Selbst. Sie haben keinen Willen mehr außer mir. Sie sind in meinen Händen ein blindes Werkzeug, das ohne Widerrede alle meine Befehle vollzieht.....Sie dürfen weder Sohn, Bruder noch Freund sein, nichts als mein im Staub liegender Sklave......" Dr. Leopold Ritter von Sacher-Masoch unterschreibt den Vertrag, so viel nur.
Fragt man sich doch, ob dies die geheimen Wünsche akademischer Männer grundsätzlich sind und Sacher-Masoch gewissermaßen ein Sprachrohr für alle darstellt. Kann das sein? Irgendwie irrirtiert mich der Gedanke.
Lobend erwähnen möchte ich die Briefe von Madame Pompadour, die darin zeigt, dass sie eine sehr gebildete, hochintelligente Frau war. Besonders ihr Briefe an Voltaire, an de Montesquieu und Diderot zeigen das Format ihrer Persönlichkeit.
Unmöglich alle Textstellen zu nennen oder gar auf diese näher einzugehen. Alles in allem wurde eine gute Auswahl getroffen. Das Lesebuch empfehle ich insofern gerne.
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