Der Autor Ulf Schiewe hat mit "Die Hure Babylon" seinen dritten historischen Roman vorgelegt.
Bevor ich diesen farbenprächtigen, durchaus nicht unkritischen Roman über den 2. Kreuzzug las, habe ich zunächst den Anhang studiert, sowohl die aufschlussreichen Anmerkungen des Autors als auch das Glossar und das Personenverzeichnis, in dem er die wichtigsten historischen Personen, die im Buch eine Rolle spielen, skizziert und schließlich auch die fikitiven Personen als solche outet.
Bevor ich diesen farbenprächtigen, durchaus nicht unkritischen Roman über den 2. Kreuzzug las, habe ich zunächst den Anhang studiert, sowohl die aufschlussreichen Anmerkungen des Autors als auch das Glossar und das Personenverzeichnis, in dem er die wichtigsten historischen Personen, die im Buch eine Rolle spielen, skizziert und schließlich auch die fikitiven Personen als solche outet.
Arnault de Montalban, der tapfere und dabei äußerst resiliente Protagonist, ist eine Phantasiefigur des Autors. Dieser Adelige ist im Roman der Geliebte von Ermengarda, der Vizegräfin von Narbona (historische Person, 1127-1197).
Die Romanhandlung beginnt mit der schönen Romanze der beiden, die eine ehebrecherischer Beziehung zueinander pflegen. Zwei Fehlgeburten Ermengardas lassen Arnault zu der Überzeugung kommen, dass dies eine Strafe Gottes sei. Er entschließt sich Buße zu tun und am 2. Kreuzzug teilzunehmen.
Der berühmte Abt Bernhard von Clairvaux predigt in jener Zeit voller Eifer vom Verlust der Christenstadt Edessa und von den Nöten der Christen in Qutremer, auch wettert er gegen die Türken, die sich erhoben hätten, um das Heilige Land zu bedrohen, (vgl.: S.28). Schiewe zeigt deutlich wie sehr Clairvaux das Volk aufhetzte, indem er die "Türkenbrut" als die Mächte des Satans und als Feinde Gottes bezeichnete, die die ganze Stadt Edessa entvölkert habe, (vgl.: S. 28).
Der Leser wird mit dem Protagonisten und all den anderen vielschichtig angelegten Romanfiguren mit auf den Kreuzzug genommen, erlebt die beschwerliche Reise in das Heilige Land und erhält im Rahmen des abenteuerlichen Handlungsgeschehens immer wieder auch Hintergrundwissen. 1146 entschied sich der französische König Ludwig VII. am Kreuzzug teilzunehmen, auch der deutsche König Konrad der III. war mit von der Partie, die im Jahr 1147 begann und zwei Jahre später ihr unerquickliches Ende nahm.
Schiewe zeigt in seinem Roman, wie die arglosen Christen seitens der Kirchenfürsten und der weltlichen Herrscher durch manipulative Reden gewissermaßen in den Krieg hineingetrieben wurden, wie man die Kreuzzugteilnehmer gezielt aus Eigeninteresse belog und wie diese verblendeten Menschen zu Tausenden dann sinnlos starben.
Auch Frauen waren bei den Kreuzzügen dabei. Sie mussten damit rechnen, vielfach vergewaltigt zu werden. Schiewe macht das am Beispiel eines peinigenden Tempelritters fest, dessen Schlechtigkeit ihn als Ausgeburt des Teufels und nicht als jenen auswiesen als das er sich in seinem Gewand ausgab.
Natürlich erlebt man auch Königin Alinor von Frankreich (den meisten wohl eher als Eleonore von Aquitanien bekannt) in diesem Roman. Offenbar hatte sie ein Verhältnis mit ihrem Onkel Raymond in Antiochia. In diesem Zusammenhang bleibt auch die Ehekrise mit Ludwig in Syrien im Erzählgeschehen nicht ausgespart und natürlich liest man auch, welchen Verlauf der Kreuzzug in der Folge nahm.
Immer wieder ist vom Aderlass an Menschenleben die Rede und dass viele Kreuzugteilnehmer an Lungen- und Fleckfieber, an Unterernährung und Erschöpfung starben, (vgl.: S.290). Es bleibt auch nicht unerwähnt, dass der Feldzug, der mit so viel Begeisterung begann, schlecht geplant war und noch schlechter geführt wurde. Man liest von den Seldschuken, die zuschlugen, wie es ihnen gefiel, auch dass die eigenen Anführer sich stritten, grobe Fehler machten und deshalb viele ihr Leben lassen mussten, (vgl.: S.301): mit einem Wort Schiewe hat keinen Lobgesang den 2. Kreuzzug angestimmt.
Durch die fiktiven Personen gelingt es dem Autor, all das, was man in Geschichtsbüchern über diesen Kreuzzug liest, mit Leben zu füllen. Der Tod und die Gräueltaten erhalten ein Gesicht und werden greifbar.
Menschliche Abgründe, aber auch Mitgefühl und Liebe sind ein Thema für Schiewe, doch vor allem die Enttäuschung derjenigen, die ausgezogen waren, um für Gott zu kämpfen und Edessa zu befreien, damit die christlichen Pilger unbelästigt das Heilige Land zu besuchen vermochten. Die Kreuzzügler mussten zusehen, wie es der Obrigkeit schließlich unwichtig wurde, Edessa für den Glauben zu verteidigen und wie die Anführer das halbe Heer im Stich ließen, aufgrund ihrer Eigeninteressen.
Man liest von den Illusionen, die zerbrachen und von mentalen Veränderungen derer, die überlebten, aber auch von der unzerstörbaren Zuversicht des Protagonisten, der selbst schwer verletzt in einem stinkenden Verlies die Hoffnung nicht aufgab, weil sein Herz voller Liebe zu Ermengarda war, die er unbedingt wiedersehen wollte...
Ein berührender Roman, der aufzeigt, dass es keinen Grund gibt, Kreuzzüge zu glorifizieren, aber auch dass Glaube, Liebe und Hoffnung die drei wirklichen göttlichen Tugenden sind, auf die man bauen kann.
Empfehlenswert.
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