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Rezension: Rauch und Schall- Charles Lewinsky- Diogenes


Der Autor dieses psychologisch ausgeklügelten, überaus witzigen Romans ist der in Zürich lebende Charles Lewinsky. Der Schriftsteller hat bereits zahlreiche Preise gewonnen, darunter den französischen "Prix du meilleur livre étanger". Sein umfangreiches Werk erscheint in 16 Sprachen. 

Worum geht es in "Rauch und Schall"? Um den in die Jahre gekommenen  Dichterfürsten von Weimar, sprich um Johann Wolfgang von Goethe. Nach seiner Rückreise aus der Schweiz leidet er unter einer Schreibblockade und ist noch nicht einmal in der Lage ein simples Festtagsgedicht zu Ehren seines Herzogs zu Papier zu bringen. Die Zeit drängt und mit ihr wachsen die Ängste zu versagen, ja sogar schlimmstenfalls seine Privilegien zu verlieren. 

Man erlebt Goethe in seinem häuslichen Umfeld, wird mit seinem Dünkel - speziell gegenüber seinem Schwager Christian August Vulpius- konfrontiert, der zwar auch Schriftsteller aber als solcher Vielschreiber ist und sich noch dazu als Lohnschreiber verdingen muss. Goethe verachtet dessen Tun, verachtet auch dessen sozialen Status, dessen Abhängigkeiten, obschon er, wie die Schreibblockade zeigt, trotz seines Bekanntheitsgrades selbst ebenfalls nicht wirklich frei ist. 

Um keinen Ärger mit seinem Herzog zu bekommen, nimmt er das Angebot seines Schwagers an, für ihn - inkognito - das Festtagsgedicht zu schreiben, - macht sich also gemein mit Christian- ohne allerdings seine Überheblichkeit  ihm gegenüber zu minimieren. 

Im Verlauf der der Handlung lernt man  Goethes "Bettschätzchen", sprich die  geschickte Drahtzieherin Christiane näher kennen, die das Leben ihres Mannes  sehr gut managt und ihn - zwar an der langen Leine- zu seinem Vorteil "Hoppchen" machen lässt. Goethe springt letztlich brav über jedes Stöckchen, das sie ihm lächelnd hinhält...

Natürlich wird man auch immer wieder mit dem geschwätzigen Leben bei Hofe konfrontiert, wo jeder fast alles über den anderen weiß, lernt die  Machenschaften am Theater kennen und die Hofintrigen, bei denen Goethe, er ist ja nicht nur Dichter, sondern auch Staatsminister, mitunter subtil die Strippen zieht. 

Das alles stresst den Vielbegabten so sehr, dass er ausgepumpt und von sich stets Höchstleistungen erwartend, meint, nichts mehr wirklich Gutes zu Papier bringen zu können und holt sich  in seiner Verzweiflung Rat bei Christian, der es dank seiner Lebensklugheit versteht, sich und anderen aus so mancher Patsche zu helfen.  

Insofern gibt Christian auch seinem Schwager einen wirklich guten Rat, den jeder, der eine Schreibblockade hat, befolgen sollte. (Ich werde diesen Rat im Rahmen der Rezension  natürlich nicht verraten). 

Was dann folgt ist spannend zu lesen und teilweise wirklich sehr komödiantisch... 

Dass die allseits bekannten Persönlichkeitsdefizite Goethes - Selbstverliebtheit und Dünkel -  in diesem Roman charmant in Szene gesetzt werden, amüsiert gewiss viele Goethefans, die ihn wegen seiner Alterswehwehchen, die im Buch auch zur Sprache kommen, zwar amüsiert, so doch gerne bemitleiden und ihn als Gesamtkunstwerk trotz seiner Macken  gewiss weiterhin lieben werden.

PS: Schon lange nicht mehr einen solch witzigen, brillant geschriebenen Roman gelesen.

Maximal empfehlenswert
Helga König

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