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Rezension:Schiller zum Genießen (Broschiert)

Ein sehr schönes Lesebuch mit nachdenklichen Texten des Marbacher Genies zum Schillerjahr. Die Texte sind untergliedert in okkulte Schriften, Schriften zur Kriminalistik, historiographische Schriften sowie Schriften zur Nautik, dramaturgische Schriften, poetologische Schriften, Schriften zur Religion und kleinere Schriften zum Weib, zur Erziehung und zur Medizin.

Am Beginn von Schillers Schaffen stand der Freiheitsdrang gegen die autoritäre Ordnung und patriarchalische Macht, seine aufrichtige Empfindung gegen Manipulation und rationalem Kalkül des Politischen. Entscheidend für den Dichter wurde die Auseinandersetzung mit Kants Philosophie, die er selbstständig weiterentwickelte.

Für Schiller ist vollendete Sittlichkeit- Würde-, allein der Versöhnung von Pflicht und Neigung möglich, während Kant das Primat der Pflicht betont. In der Anmut erscheint geistige und leibliche Schönheit als ästhetische Harmonie vereint.
Schiller erweist sich als illusionsloser Psychologe, wie seine okkulten Schriften und die Schriften zur Kriminalistik deutlich machen.

Sehr lesenswert übrigens sind seine Betrachtungen über Wieland, Herder und Goethe. Über Goethe schreibt er u.a. "Er ist von mittlerer Größe, trägt sich steif und geht auch so, sein Gesicht ist verschlossen, aber seine Augen sind sehr ausdrucksvoll, lebhaft und man hängt mit Vergnügen an seinem Blick. Bei vielem Ernst hat seine Miene doch viel Wohlwollendes und Gutes. Er ist brünett, und schien mir älter auszusehen als er meiner Berechnung nach wirklich sein kann. Seine Stimme ist überaus angenehm, seine Erzählung fließend, geistvoll und belebt und man hört ihn mit überaus viel Vergnügen; und wenn er bei gutem Humor ist, welches diesmal so ziemlich der Fall war, sprich er gern und mit Interesse..."
Ich zitiere diese Charakterisierung, weil sie viel über die Persönlichkeit Schillers aussagt aufgrund seines fairen Blickes gegenüber einem anderen großen Dichter seiner Zeit. Darin zeigt sich Größe.

Bei allem ist Schiller Goethe gegenüber keineswegs unkritisch, denn er führt weiter aus "...ich glaube in der Tat, er ist ein Egoist in ungewöhnlicher Art. Er besitzt das Talent, die Menschen zu fesseln und durch kleine sowohl als große Attentionen sich verbindlich zu machen; aber sich selbst immer frei zu behalten....", und selbstreflektierend schreibt er weiter "Eine Mischung von Hass und Liebe ist es, die er in mir erweckt hat, eine Empfindung, die derjenigen nicht ganz unähnlich ist, die Brutus und Cassius gegen Caesar gehabt haben müssen; ich könnte seinen Geist umbringen und ihn wieder von Herzen lieben."

Beeindruckend finde ich seine Betrachtungen im Hinblick auf Moral, etwas überzogen sein Gedicht "Würde der Frauen" aber wirklich gelungen seine dramaturgischen Schriften.

Ein empfehlenswertes Buch, das dem Leser Friedrich Schiller etwas näher bringt und neugierig auf weitere Texte dieses Geistesmenschen macht.

Rezension: Königin Luise- Briefe

Dieses Buch enthält eine Auswahl der Briefe, die die preußische Königin Luise (1776-1810) verfasste. Den Briefen ist ein Vorwort vorangestellt, das auf wenigen Seiten ihr Leben skizziert. Ich erspare mir den kleinen Text an dieser Stelle gekürzt wiederzugeben, sondern verweise auf meine Rezension zum Buch Königin Luise von Preußen. Ein Stern in Wetterwolken, das sich sehr gut mit dem Leben der Preußin auseinandersetzt.

Luise hatte als Kind die französische Sprache und auch das Briefeschreiben als Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz erlernt. Dr. Sabine Anders, die Herausgeberin der Briefe, sagt in ihrem Vorwort nicht grundlos, dass die Liste der Personen, die Luise ihre Briefempfänger regelmäßig beauftragt zu grüßen und Grüße, die sie selbst ausrichtet, bisweilen den Eindruck vermitteln als hätten Briefe damals einen vergleichbaren Stellenwert und eine ähnliche Funktion gehabt wie das Social Networking mit der Auflistung von "Freunden" heutzutage. (vgl.: S.10)


Man erfährt im Vorwort, dass in jenen Tagen Menschen von Luises Stand jeden Tag oft mehrere Stunden mit Briefeschreiben zubrachten, um die Empfänger zu beeindrucken oder ihnen Respekt zu zollen.


Der Herausgeberin gelingt es, ein recht interessantes Bild von Luise zu zeichnen, indem sie Briefe an ihren Verlobten und späteren Gatten, an ihren Vater, ihren Bruder Georg, aber auch Briefe an die Kaiserin von Östereich, an Kaiser Alexander I., an Freiherrn von Stein, an Freiherrn von Hardenberg und auch an Napoleon sowie andere Persönlichkeiten mehr vorstellt. Diese Briefe decken sich allerdings mit dem Bild, dass in "Königin Luise von Preußen. Ein Stern in Wetterwolken" von der charmanten Preußin gezeichnet wird.


Alle diese Briefe ergeben den Eindruck, dass Luise eine bemerkenswerte, sehr nachdenkliche Frau war, die viele interessante charakterliche Facetten aufwies, die sie zu einer wirklich liebenswerten Person machten, ganz ungeachtet davon, dass sie die anmutige Königin von Preußen war. Luise war ein fabelhafter Mensch von großem Seelenadel. Eindeutig.