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Rezension: BLEIB-Adeline Dieudonné-dtv


Adeline Dieudonné, Autorin des vorliegenden Romans, wurde für vorangegangene Werke mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Ihre Bücher wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt. Diese Tatsache allein macht neugierig auf ihre jüngste Publikation. 

Dabei handelt es sich um einen reichlich skurrilen Liebesroman, dessen Protagonistin mich immer wieder an "Johanna die Wahnsinnige" erinnerte, die vor vielen Jahrhunderten, nach dem Tod ihres von ihr abgöttisch geliebten Ehemannes überzogene Trauer zeigte und monatelang mit dem Sarg durch Kastilien zog. 

Die Protagonistin von "Bleib" ist nicht mit "M." verheiratet. Sie ist seine außereheliche Beziehung. In ihren Augen ist das allerdings gut so, denn sie möchte sich nach einer gescheiterten Ehe und wenig erfreulichen Affären keineswegs mehr an einen Mann durch Vertrag binden. "M" ist ihre große Liebe und ihr Freund. Das genügt ihr.

Die Protagonistin- sie ist die Ich-Erzählerin des Romans – lässt die Leser im Rahmen von Briefen, die sie unmittelbar nach "M´s" Ableben an dessen Frau schreibt, mehr von der Beziehung zu "M", auch von seinem unerwarteten Tod wissen, zudem vermittelt sie in besagten Briefen auch den Respekt, den sie der Ehefrau gegenüber hat. Sie sieht in "M´s" Frau keine Rivalin, wollte ihr den Ehemann nie nehmen. Stattdessen macht sie diese Frau gedanklich zu ihrer Freundin.

Bei allem hat die namenlose Protagonistin große Probleme loszulassen als sie ihren Geliebten ertrunken aus dem See birgt, der sich in der Nähe des Chalets befindet, wo sie das Wochenende mit "M" verbracht hat. Sie meldet den Tod nicht der Polizei, sondern lebt mit der Leiche noch tagelang, selbst als die Verwesung fortgeschritten ist…fährt mit ihm durch die Berge, nimmt Abschied.  

Was alsdann geschieht, möchte ich nicht verraten, um die Spannung nicht zu mindern. 

Dass sie schließlich während ihrer Reise durch die Berge einen Zahn des Geliebten unter ihre Haut operiert bekommt, will ich aber nicht unerwähnt lassen, weil dies mich an eine unvergessene Szene im Film "Havanna" erinnerte. Allerdings ging es dabei um einen Brillanten. 

Wie auch immer, Loslassen ist das Thema. Merke: Nichts bleibt wie es ist.  Zersetzungsprozesse drohen immer.

Ein Zahn unter der Haut als Andenken an einen toten Geliebten mag eine Option sein, die bessere scheint allerdings darin zu bestehen, sich allem zu entziehen, was vergangen und  tot ist.  

Empfehlenswert
Helga König

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