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Rezension: Fliehkraft- Erzählungen- Britta Röder-edition federleicht


Die Autorin dieser insgesamt 7 Erzählungen ist Britta Röder, die nach ihrem Magisterabschluss in der Verlagsbranche zu arbeiten begann, ab dem Jahre 2000 bei einem großen Fachzeitschriftenverlag angestellt war und sei 2015 Redaktionsmitarbeiterin bei einer juristischen Fachzeitschrift ist. Röder hat bereits 3 Romane veröffentlicht. Sie ist ehrenamtlich Mitglied im Organisationsteam Riedbuchmesse in Stockstadt / Rhein. 

Den Buchtitel "Fliehkraft" erläutert Britta Röder mittels der physikalischen Definition von Wikipedia ganz zu Beginn ihres Werkes. Zudem hat sie den sieben Erzählungen ein Zitat des Griechen Perikles vorangestellt. Dieses lautet. "Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut."

Wo ist die Grenze zwischen Mut und Übermut? Was hält davon ab, mutig zu sein? Ist es die Angst? Wann kann Mut zum Verhängnis für Freiheit werden? Vor allem aber, was ist es, das dem Mut Treibstoff zuführt? Fragen, die durch die Erzählungen vielleicht beantwortet werden. 

Beim Lesen der einzelnen Texte habe ich mich stets gefragt, ob der jeweilige Inhalt der Erzählung in erkennbarer Beziehung zu dem Zitat von Perikles und vielleicht auch zu dem Buchtitel steht, der zugleich der Titel der 7. Erzählung ist. Ich kam zu dem Ergebnis, dass alle Texte im Buch dies tun und insofern speziell das Zitat des Athener Staatsmannes als Motto aller Erzählungen begriffen werden muss. 

Mut bedeutet, Risiken einzugehen, auch wenn man alles andere als übermütig ist. Der Ergebnis der Risiken, kann innere Zufriedenheit sein, weil man sich zu etwas entschieden hat, was einen aus dem bisherigen Leben herauskatapultiert, hin zu etwas Neuem, was uns unserem Selbst möglicherweise näher bringt.  Ein verlockender Gedanke!

Noch immer bin ich übrigens von der geschliffenen Ausdrucksweise der Erzählerin begeistert. Generell kann gesagt werden: Jeder Text beeindruckt nicht nur stilistisch, sondern vor allem inhaltlich, weil komplex anmutende Bilderwelten, die aus den Texten hervordringen, das geschriebene Wort gewissermaßen wundersam verwandelt. 

Die ProtagonistInnen der Texte, die in ihrem Wunsch nach Freiheit oder Selbstständigkeit durch Mut vorangetrieben werden, auch wenn Ängste oder Pflichtbewusstsein sie zurückhalten wollen, verlieren Unsicherheiten während ihres "Freischwimmens", wenden sich schließlich Neuem zu. 

Einige der Erzählungen eignen sich besonders gut verfilmt zu werden, ich denke hier besonders an "Sommer 1981" und "Gert macht kehrt" und "Freihändig", (meine Lieblingserzählung). Wieso? Vielleicht, weil Befreiung hier nichts Bleiernes im Schlepptau hat. 

Wer neue Wege gehen will, muss alte verlassen. Wer wissen will, was hinter dem nächsten Berg ihn erwartet, weiß, was die Neugierde von ihm verlangt: Mut.

"Einen richtigen Moment darfst du nie dem Zufall überlassen. Den richtigen Moment inszenierst ganz alleine du." (S.166)

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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