Der Autor des vorliegenden Buches, das mich an eine Endlosbeichte erinnert, die den Leser zu einem katholischen Geistlichen im Beichtstuhl mutieren lässt, der zu Absolutionshandlungen genötigt wird, ist der überaus renommierte Schriftsteller Andreas Altmann, der u.a. mit dem #Egon_Erwin_Kisch_Preis, dem #Seume_Literaturpreis und dem #Reisebuch_Preis ausgezeichnet ist.
Altmanns #Frauen.Geschichten machen deutlich, dass er ein #Casanova ist. Ähnlich wie einst der große Venezianer auf Schloss Dux ist Altmann mittlerweile nicht mehr der Jüngste. Erinnerungen wollen nun zu Papier gebracht werden, allerdings ist er vielleicht noch zu jung, um ein endgültiges Fazit zu ziehen.
Im Gegensatz zu Casanova war der aus Bayern stammende Frauengeschichten-Erzähler nicht in den Bleikammern Venedigs eingekerkert, sondern wuchs im Dunstkreis von Weihrauch in #Altötting als Kind eines #Devotionalienhändlers auf. Das Gefühl der Einengung mag allerdings ähnlich auf den dann folgenden Lebenshunger gewirkt haben.
Die Memoiren, eine Art Autobiografie mit Schwerpunkt Frauengeschichten, siedeln den eloquenten und dabei leicht spöttischen Waage-Mann in der Nähe von Goethe an, der wie Altmann in jungen Jahren offenbar gewisse sexuelle Probleme hatte, die seine Entwicklung prägten.
Ob sich aus dieser Problematik oder aus seiner Mutterbeziehung oder aus etwas Drittem heraus seine Affinität für Frauen entwickelt hat, ist letztlich unerheblich. Erfreulich ist, dass es sie gibt und dass er nun eine über 300 Seiten umfassende, streckenweise poetische Liebeserklärung geschrieben hat, die der Frau als Faszinosum in allen Frauen gilt.
Hesses "Goldmund" fiel mir ein als ich das Buch las, doch ist Altmann letztlich nicht wie er. In ihm ist auch viel "Narziss".
Dieser bekennende Frauenmann kennt Treue offenbar nur sich selbst gegenüber, er liebt Frauen und lehnt Männer ab, die diese erniedrigen, beleidigen, entwerten. Er will Ritter sein und ist es auf seine Weise stets. Gewalt gegen Frauen ist sein Ding nicht. Er möchte geliebt werden, um selbst lieben zu dürfen und er möchte vor allem frei sein.
Einen Lolita-Komplex hat er auch nicht, wie er sich selbst analysiert. Stattdessen sind ihm “gesetzte Herren, die nach Nymphen Ausschau halten und närrisch nach deren Pfeife tanzen ein Gräuel.“
Ihn beruhigen starke Frauen, weil sie ihn nicht an seine Mutter erinnern, deren Schwäche ihn krank machte vor Wut.
Altmanns spannend zu lesendes Buch ist, das sei nochmals gesagt, eine Liebeserklärung an fast alle Frauen. Sein Casanovatum vergibt man ihm sofort. Ihn als "Pascha" zu bezeichnen, wie eine Frauenzeitschrift es tat, halte ich für aberwitzig.
Als Buße für seine Beichte muss Andreas Altmann noch 10 weitere Bücher schreiben. Das kommt davon, wenn man seine Leser zu Beichtvätern bzw. –müttern umfunktioniert.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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