Autor dieses wunderbaren Romans ist der  in München lebende Architekt, Designer, Schriftsteller und  Künstler Gert M. Weber.  Das  Vorwort zum Buch  schrieb  Prof. Joachim Kaiser. Er zählt zu den einflussreichsten, deutschsprachigen Musik-, Literatur- und Theaterkritikern und ist  Mitglied im PEN-Zentrum. 
Eine solche hochkarätige Empfehlung macht natürlich per se neugierig und man beginnt beim ersten Blättern sich sogleich zu wundern, weshalb das gebundene Buch keine ISBN- Nummer aufweist und nicht bei einem großen deutschsprachigen Verlag verlegt worden ist. Wie kann das sein? 
Gert Weber vermarktet sein mehrbändiges Werk auf seiner Facebookseite Transformation  und auf seiner Homepage weber-standard, weil er seinen Text ungekürzt und damit authentisch seinen Lesern übermitteln möchte. Er geht also keine Kompromisse ein,  hat ein gesundes Selbstbewusstsein und  ist im positiven Sinne eigenwillig.  Warum das so ist, versteht man spätestens sobald man sich mit seinen einzigartigen Objekten im Bereich Design näher befasst  hat. Hier legt ein Künstler Wert darauf,  unvergleichbar zu sein und dem Gleichen als  Zeitzeichen unserer Zeit die kalte Schulter zu zeigen.  Sehr sympathisch. 
Der Untertitel "Aus dem Sternenstaub" ließ mich  sogleich Poesie im Roman vermuten.  Sie ist auch tatsächlich  in  vielen Textstellen problemlos auffindbar, wenn auch das Werk in seiner Gesamtheit sehr  viele  nüchterne  betriebswirtschaftliche, auch systemkritische  und philosophische  Überlegungen aufweist. 
Der Protagonist Gert Webers heißt "Jean“. Ob er Ähnlichkeiten mit dem Autor besitzt, muss man als Leser des Textes nicht wissen und braucht  insofern nicht kriminalistisch aufzuspüren, was wahr und was erfunden  ist. Oft  ist das Erfundene ein Schlüssel für die Wahrheit, die nach Harmonie schreit,  um  sich in ihrer Tiefe präsentieren zu können. 
Auf Seite 207 erwähnt Weber, dass Einstein irgendwann sagte,  der Mensch sei aus Sternenstaub  geboren, "was ihm tief in die Seele rieselte." Sternenstaub beschwert  die an sich schwerelose Seele eines Menschen demnach und  das scheint unser aller und  damit  auch "Jeans" Problem zu sein.
Er versucht dieses leidige Problem für sich immer wieder zu lösen, indem er selbst bei  schlimmen Tiefschlägen das Leben wie es ist annimmt  und das Beste daraus macht. Jean ist  vieles, jedoch eines  in erster Linie: Unglaublich resilient. 
Seine Vorfahren  kommen aus Siebenbürgen. Er ist Kind von Eltern, die sich liebten. Das ist wohl die Grundvoraussetzung, wenn der  Nachwuchs innere Stärke  entwickeln soll.  Jeans Großvater, ein Rechtsanwalt mit Weitblick und Herz, zahlt seinem mittellosen, allerdings intelligenten  Schwiegersohn (er ist Schlosser) ein Studium, damit  die zukünftige Familie  gut versorgt ist und ein gesellschaftliches Standing erhält.  Das jung vermählte Paar geht nach Westpreußen, wo Jeans Vater eine Anstellung als Ingenieur bekommt. 
Jean wird nach dem Krieg im Westen geboren,  sammelt Kindheitseindrücke   in den 1950er Jahren, ist zu neugierig und  zu freiheitsliebend,   als dass er  damals in der  noch nicht verarbeiteten NS-Zeit ein braver und dabei fleißiger  Schüler von autoritären Lehrern sein kann. Er will die Welt erkunden, zunächst die kleine, später die große. Dass es gerade Geographie ist,  die  das Aus am staatlichen Gymnasium bedeuteten  sollte, nennt man wohl Ironie des Schicksals. 
Es folgte eine Zeit in einer Privatschule und seine frühe Jugend in den  1960er Jahren.  Der Autor berichtet von der Freude der Erwachsenen damals im Freundeskreis ausgelassen und vergnügt zu feiern.   Es waren offenbar  speziell Flüchtlinge, denen die heimatliche Gastfreundschaft erhalten  geblieben war. Diese Eindrücke haben sich in Jeans Gedächtnis eingeprägt und sind  Teil seines Lebensgefühls geworden. 
Jean bricht nach der Mittleren Reife die Schule ab und  beginnt,  nachdem er die Voraussetzungen dafür erfüllt hat,  im Herbst 1966 in München an der Fachhochschule Maschinenbau zu studieren. Weber schreibt  nun  vom Aufbruch  der Studenten in jenen Jahren. Doch Jean, der nachts als Taxifahrer sein Studiengeld aufstockt, ist  kein vordergründig  politischer  Student. Sein Interesse gilt nicht der politischen, sondern der sexuellen Revolution und so schreibt er über Sex in jenen Tagen und die damit verbundenen Abenteuer. Dies zu lesen,  ist nicht uninteressant, weil  es Zeitgeist perfekt  wiedergibt. Wer die  Autobiographie Uschi Obermaiers gelesen hat, weiß, dass Weber hier nicht übertreibt. 
Irgendwann begegnet Jean seiner ersten Liebe. Sie ist älter als er, hat zwei Töchter. Bei ihr findet er all das, was er benötigt, um sich weiterzuentwickeln und nach seinem Fachhochschulstudium ein Hochschulstudium als Architekt zu absolvieren. Die um einige Jahre ältere Frau verlässt ihren Mann und so geschieht es, dass  sich ihre Verliebtheit "über Monate in Liebe und ihre Seelen in synchrone Schwingungen" verwandeln, "die die Empfindung immer  sensitiver machen.".
Was dann kommt ist  großer Erfolg, Bekanntheit aber auch enorme Lebensbrüche und als Folge Transformation, die nur möglich ist, weil Jean kein  bloßer Macher, sondern ein Feingeist zu sein scheint. 
Einer seiner Freunde, ein Spieler, lehrt ihn  die Welt  zu durchschauen und  sein Berufsleben macht ihm begreifbar, dass  er von  einem Heer von kleingeistigen Parasiten umgeben ist, die danach lechzen, bestochen zu werden. Jean will nicht,  dass dieser  schmutzige Sternenstaub  auf seine Seele rieselt, denn er hat sich dem Hellen, dem Strahlenden, dem Schönen verschrieben und lebt dies  in seinen Werken und deren Ästhetik aus. 
Einer seiner Privatkunden ist übrigens der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt. Er  dokumentiert  Jean, dass es durchaus  noch Menschen gibt, die die Arbeit anderer zu schätzen wissen und  frei von Geiz nicht feilschen, um  in den Besitz einer guten Leistung zu kommen. 
Es macht viel Freude über Jeans Begegnung mit dem großen Erzähler zu lesen und  diese besonderen Stunden, die  gewiss auch zu Jeans Transformation beigetragen haben, mitzuerleben. 
An der Verwandlung Jeans teilzunehmen, ist  für den Leser  mehr als nur spannend. Sätze wie "Man wird nicht alt wegen der einfachen Tatsache, dass man eine bestimmte Anzahl von Jahren gelebt hat, sondern nur, wenn man sein eigenes Ideal aufgibt"(245),  besitzen viel Tiefe.  Über solche Sätze lässt sich abendfüllend diskutieren. 
Ich stimme Gert Weber zu, wenn er schreibt: "Ihr werdet solange jung sein, wie euer Herz die Botschaft der Schönheit, der Kühnheit und des Mutes aufnehmen wird;  die Botschaft der Größe und Stärke, die euch von der Welt, von einem Menschen oder  von der Unendlichkeit geschenkt werden." (245) 
"Wenn die Fasern eures Herzens zerrissen sein werden und wenn sich auf ihnen der Schnee des Pessimismus und das Eis des Zynismus gehäuft  haben werden, erst dann werdet ihr alt sein und dann möge Gott sich eurer Seele erbarmen.“ (245) 
Dass  im Leben  eines Menschen nichts  Bestand hat, zeigt dieses Buch, aber es macht auch deutlich, dass  man  lernen muss, bei allem  so resilient zu werden, um Hermanns Hesses Worte  mutig und vergnügt zu leben, denn nur so bleiben wir jung und voller Zuversicht:
"Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, 
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. 
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde 
Uns neuen Räumen jung entgegen senden, 
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, 
Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!“ 
(Zitat: Herman Hesse, aus dem Gedicht "Stufen".)
Natürlich ist man am Ende des Buches auf den 2. Band neugierig. Gert Weber hat diesem den Titel "Artemya" gegeben. Dies schon mal als Hinweis.
Natürlich ist man am Ende des Buches auf den 2. Band neugierig. Gert Weber hat diesem den Titel "Artemya" gegeben. Dies schon mal als Hinweis.
Maximal empfehlenswert. 
Helga König
