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Rezension: Die Spionin der Charité- Roman- Christian Hardinghaus



Dr. phil. Christian Hardinghaus ist der Autor dieses bemerkenswerten Romans. Er arbeitet u.a. als freier Journallist, Lektor, Autor und beratender Historiker und veröffentlicht Sachbücher als auch Romane.

Der hier vorliegende Roman beruht auf wahren Begebenheiten in der Charité in Berlin zu Zeiten des 2. Weltkriegs, wo sich um den weltberühmten Chirurgen Ferdinand Sauerbruch eine Widerstandsgruppe gegen Hitler formierte. Es handelte sich hierbei um den so genannten "Donnerstagsclub". 

Lilly Hartmann, die Sekretärin Sauerbruchs berichtet 30 Jahre später einem Journalisten von dieser Gruppe, von der bislang noch keiner wusste. 

Die junge, gebildete Danzigerin wuchs in einem liberalen Elternhaus auf und wurde von Professor Sauerbruch im Sommer 1940 als Sekretärin eingestellt, womit sie nicht gerechnet hatte. Sie wird Teil der Widerstandgruppe, erlebt den Nazischergen und Mediziner Dr. de Crinis, der ein Menschenverächter ist, Geisteskranke selektiert und Frauen als Objekte seiner sexuellen Gier benutzt. An ihm offenbaren sich die ganze perfide Respektlosigkeit, der Zynismus und die Herrenmenschattitüde der Nazis. 

Lilly lernt den Diplomaten Fritz Kolbe kennen und gewinnt ihn für die Widerstandsgruppe, für die er Spitzeldienste leistet. Die beiden verlieben sich ineinander und leben im fortdauernden Risiko seitens der Nazis aufgedeckt zu werden. Fritz Kolbe weist die Amerikaner immer wieder auf die Ungeheuerlichkeiten in den Konzentrationslagern hin, doch der dortige Geheimdienst scheint in dieser Beziehung nicht zu reagieren. Dass man für die USA skandalöse Unterlagen von ihm, der bereits  lange schon verstorben ist, bei seiner Ehefrau Lilly noch Jahrzehnte nach 1945 vermutet, macht ihr Leben nicht ungefährlich… 

Wie risikoreich es war, während der NS-Zeit Widerstand gegen das Terrorregime zu leisten, dokumentiert Dr. Hardinghaus auch durch Zahlen. Das missglückte Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 hatte zur Folge, dass die Männer des SD und der Gestapo jeden Winkel des Reiches nach Mitwissern durchforsteten. "Polizisten verhörten, folterten, mordeten. Bis Kriegsende wurden über siebentausend Verdächtige verhaftet, die meisten überlebten die Haft nicht. Ernst Kaltenbrunner, der Chef der Sicherheitspolizei und des SED ließ Armeeangehörige aller Ränge vor den Volksgerichtshof zerren. Egal, ob Generalfeldmarschall oder Unteroffizier. Wer das Attentat unterstützt hatte, wer davon gewusst hatte, der wurde vom Präsidenten des Volksgerichtshofes, Roland Freisler, öffentlich gedemütigt und hatte keine Chance, einem Todesurteil zu entkommen." (S. 176)

Was mit den Mitgliedern des "Donnerstagsclubs" geschah, können Sie dem lesenswerten Roman entnehmen, der sehr nachdenklich stimmt auch im Hinblick auf den Widerstand gegen den Despoten Putin im Hier und Heute in Russland. Diesen Diktator zu beseitigen, ist gewiss noch problematischer als damals Hitler, weil die Sicherheitsmaßnahmen bedingt durch die Technik ungleich ausgefeilter sind. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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