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Rezension:Gott im Himmel was ist Weimar für ein Paradies (Taschenbuch)

Klaus Tudyka beschreibt in diesem Buch die Stationen der Liebe zwischen Goethe und Frau von Stein, jener aparten, hochintellektuellen Weimarer Hofdame, in der Goethe seine Frau, vielleicht auch seine Schwester aus abgelebten Zeiten vermutete, weil das Seelenband keinen anderen Schluss zuließ.

Charlotte von Stein war um einige Jahre älter als Goethe, eine gepflegte, sehr schlanke Erscheinung, der man die vielen Geburten nicht anmerkte. Charlotte war keine Frau, die Affären pflegte, bevor sie Goethe kennenlernte und das, was sich zwischen ihr und dem jungen Dichter entwickelte, war weit mehr als eine Affäre. Hier begegneten sich zwei Seelenverwandte, die lange voneinander nicht lassen konnten, wissend, dass das Bekanntwerden ihrer Beziehung für Gerede sorgen, vielleicht sogar einen Skandal auslösen würde. Das konnten beide sich nicht erlauben.
Tudykas Versuch mittels eines fiktiven Briefwechsels zwischen Goethe und Frau von Stein Licht in das Dunkel dieser Beziehung zu bringen, ist meines Erachtens geglückt. Dazu muss man wissen, dass es in der Realität zwischen den beiden einen regen Briefwechsel gab und das Charlotte später ihre Briefe zurückforderte und nahezu vollständig verbrannte. Was sie dazu veranlasste, wird nach der Lektüre des Büchleins nachvollziehbar.

Wie ist es möglich, dass eine solch große Liebe am Ende doch zerbrach? Ich denke nicht, dass es nur dahingesagte Worten waren, als Goethe Charlotte möglicherweise schrieb: "Sag mir, was in Deiner schönen Seele vorgeht. Wie freu ich mich, dass ich so bin, dass Du mich lieben kannst. Ich küsse Dich mit dem Kuss der Gedanken. Täglich werde ich mehr und mehr Dein eigen. Ich kann nicht erwarten, vor Dir zu knien, Dir tausend, tausendmal zu sagen, dass ich ewig Dein bin. Du machst mir alles süße. In allen und bei allen Dingen fühl ich deine Liebe. Wie gern sag ich immer dasselbige: Liebe mich. Du meinigste! Geliebteste!" (Zitat: S. 27)...und Charlotte ihm offenbarte:"Gestern als ich Dich ganz spürte und Du mich, ward ich plötzlich eine andere, willenlos und doch ganz willenhaft, ich war Dir nahe, wie ich noch nie in meinem Leben einem Menschen nahestand, mein Herz schlug im Takt des Deinen, wir waren eins, wir wurden eins, was tot in mir war, wurd beseelt, was welkte frischlebendig. Gefühl, wie ich`s, ich schwö`rs, noch nie empfunden, bei keinem Manne."(Zitat S. 23). Tudykas fikitiver Briefwechsel macht bestens begreifbar, was sich zwischen den beiden Weimarer Protagonisten abspielte und ich bin überzeugt, dass beide bis zum Lebensende niemals mehr wirklich glücklich sein konnten, dass beide einen unglaublichen Verlust hinnehmen mussten.

Die Liebe zerbrach meines Erachtens an den Umständen, an der Tatsache, dass sie nie gelebt werden durfte. Ich vermute, dass diese Liebe stets von Schwermut belastet war, die am Ende alles erdrückte und Goethe ins sonnige Italien flüchten ließ. "Mehr Licht" hätten beide für ihre wundervolle Liebesbeziehung verdient gehabt.

Ein lesenswertes Büchlein, ganz zauberhaft.

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Rezension:Letzte Liebe (Broschiert)

Klaus Tudyka hat mit "Letzte Liebe" einen sehr kurzweilig zu lesenden Text verfasst, der Goethe-Liebhaber entzücken wird. Zur Sprache gebracht werden die Ereignisse, die zu Goethes "Marienbader Elegie" führten. Thematisiert wird Goethes Abschied vom Eros, aufgrund der Tatsache, dass die 17 jährige Ulrike von Levetzow ihm, dem bereits über 70 jährigen, einen Korb gab, als er Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um sie zu heiraten.

Goethe war zu seinen Lebzeiten ein Star. Die Frauen lagen ihm zu Füßen. In jungen Jahren war er Charlotte von Stein, die einige Jahre älter als er war, sehr zu getan. Wie kam es später zum Typenwechsel? Wir wissen, dass er auch die wesentlich jüngere Marianne von Willemer sehr mochte und dass Christiane, seine langjährige Bettgefährtin und spätere Ehefrau immerhin 16 Jahre jünger als er war. Jüngere Frauen inspirierten den in die Jahre gekommenen Goethe, werden ihn vergnügt Pfauenräder haben schlagen lassen, die bei gleichaltrigen attraktiven, gebildeten Damen zu spitzzüngigen Bemerkungen geführt hätten.

Es scheint der Liebreiz gewesen zu sein, der ihn bei Ulrike von Levetzow begeisterte. Liebreiz besitzen (ja, ja, es ist so!) stets nur sehr junge Frauen und genau dieser Liebreiz ist es, der Dichter beflügelt, schöne Verse zu schreiben. Trotz aller Allüren, das wird auch im Text deutlich, war Goethe gewiss klar, dass das junge Mädchen nicht mehr als einen lieben älteren Herren, einen charmanten Großvater in ihm sehen konnte.... und dennoch probierte es sein Glück.

"Wie konserviert man Eros?", wird die ewige Frage des alternden Goethes gewesen sein, wie bringe ich Heiterkeit in mein fast abgelebtes Leben? Durch eine junge Frau, die mich vergessen lässt, dass mein Körper bereits den Zenit überschritten hat und mir letztlich nur noch der Geist und mit ihm das Philosophieren bleibt?

Er wollte der Gefährte der jungen Ulrike, hauptsächlich ihr Beschützer sein, wollte ihre Anlagen fördern und diese junge Menschenblüte zu ihrer schönsten Entfaltung bringen, (vgl.: S.32). Ein oberflächlich akzeptable, honorige Rechtfertigung, die man von Bankier Willemer bereits kennt.

Was gebe ich und was kriege ich dafür? Ansehen und finanzielle Freiheit für Jugend. Ein schöner Kuhhandel, bei dem viele Frauen nicht nein sagen und gerne auf den Eros verzichten. Auch vor fast 200 Jahren wird ein junges Mädchen ihre Nächte nicht wirklich im Bett eines Großvaters zubringen haben wollen, selbst wenn der Großvater auf Freiersfüßen Johann Wolfgang von Goethe hieß.

Steht es uns an moralisch zu richten? Ich glaube nicht.

Goethe wird die Absage ohne Schwermut hingenommen haben. Er war ja kein Idiot, sondern ein Dichter, der versuchte, sich als über 70 jähriger als Minnesänger ins Zeug zu legen und sich in der Rolle eine Zeitlang gefiel. Hat er sich zum Affen gemacht? Ich will es nicht beurteilen. Er hat meines Erachtens seinen Abschied von Eros mit dieser Geschichte für seine Fans in bunten Farben zelebriert und ihnen in diesem Zusammenhang die "Marienbader Elegie" geschenkt. Vermutlich saß er am Schreibttisch und schmunzelte.

Empfehlenswert.
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