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Rezension: #Blumenspiel, #Hajo_Steinert, #Roman, #Penguin_Verlag

#Hajo_Steinert, der in Köln lebende Autor dieses Romans arbeitete von 1986 bis 2016 in der Literatur-Redaktion des Deutschlandfunks. 2015 erschien sein Roman "Der Liebesidiot", den ich leider bislang noch nicht gelesen habe. 

Aufmerksam wurde ich auf das vorliegende Buch auf #Twitter, wo ich erstmals das Cover sah und durch den Begriff "#Blumenspiel" neugierig wurde. 

Wie man auf einer der letzten Seiten des Werkes im Hinblick auf Geschichtliches erfährt, wurden die "Kölner Blumenspiele" von Johannes Fastenrath (1839-1908)- er war Schriftsteller, Jurist und Übersetzer aus dem Spanischen- einst in Köln gegründet und fanden zwischen 1899 und 1914 alljährlich im Kölner #Gürzenich statt. Veranstaltet wurden sie von der Literarischen Gesellschaft in Köln. Dabei wurde jährlich ein "Jahrbuch der Kölner Blumenspiele" herausgegeben. Diese Werke dienten Hajo Steinert als historische Quelle für seinen Roman, dessen Handlung allerdings frei erfunden ist. 

Im Klappentext wird bereits hervorgehoben, dass es sich bei "Blumenspiel" um einen turbulenten und detailliert recherchierten #Epochenroman aus der Zeit des #Jugendstils und der #Reformbewegung handele und schlussendlich um eine Liebeserklärung des Autors an die Stadt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den blühendsten Deutschlands gehört habe.

Das Buch ist in zwei Teile untergliedert. Weshalb? Weil es zwei Handlungsorte gibt. Einerseits #Cöln, das war von 1857 bis 1919 die amtlich vorgeschriebene Schreibweise für die rheinische Metropole #Köln, andererseits #Ascona und dort der spektakuläre #Monte_Verità. 

Für die beiden Protagonisten, den Portraitmaler und Kunstschmied Heinrich und die schöne, kreative, dabei sehr lebenslustige Näherin Hedwig wird der Monte Verità zum Berg ihrer eigenen, nicht miteinander kompatiblen Wahrheiten....

Davor gibt es eine Vielzahl von emotionalen Verwicklungen, wie sie bei jungen und nicht mehr ganz so jungen Menschen in allen Zeiten üblich sind, wenn auch die Kulissen sich ändern. 

Eine Fülle von lokalen und darüber hinausgehenden historischen Details sind in das Buch eingebunden, was den Leser zu aufmerksamem, geduldigen Lesen ermahnt, zumal, wenn man nach einem nicht sofort erkennbaren philosophischen Tiefgang des Romans forscht und wissen möchte, was der Autor seinen Lesern neben dem historischen Detailgemälde und den Liebesgeschichten vermitteln möchte. 

Hajo Steinert fängt den damaligen Zeitgeist gekonnt in seine Sprache ein. Deshalb erinnert sein Text an Texte von guten Autoren aus der damaligen Zeit- ja, ich nenne an dieser Stelle gerne Thomas Mann, aber ohne dessen Poesie in seiner Novelle "Tod in Venedig".

"Blumenspiel" zwingt, wie bereits erwähnt, zur Konzentration aufgrund der vielen Details, bei denen ich mich immer wieder fragte, ob man diese tatsächlich wissen muss und wie junge, internetaffine Leser  damit zurecht kommen. 

Nicht unerwähnt lässt der Autor den "Deutschen Lärmschutzverband", der einst vom Philosophen #Theodor_Lessing gegründet wurde und dem Heinrich beitritt als er nach Cöln kommt. Die Sehnsucht nach Stille, auch vielleicht  nach Idylle, zeigen, dass diese jungen Menschen auf den Lärm und die Gewalt des ersten Weltkriegs nicht vorbereitet waren, es klüger gewesen wäre, sich an den Lebensformen der Pazifisten, Künstler und Schriftsteller und auch Alternativen vom Monte Verità  zu orientieren, dort lieber nackt in der Sonne zu tanzen als sich wie Heinrich noch jung an Jahren im September 1914 als Soldat in der Schlacht an der Marne erschießen zu lassen oder wie Hedwig einen Monat später in Cöln noch blutjung die Augen für immer zu schließen, vielleicht ahnend, was kommt. "Blumenspiele" waren es nicht.

Sehr empfehlenswert
Helga König

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Blumenspiel: Roman