Der französische Schriftsteller Victor Hugo wendet sich in diesem Buch, das 1829 erschienen ist, gegen die Todesstrafe, aber auch gegen die qualvollen Maßnahmen gegenüber den Galeerensträflingen.
Einfühlsam appelliert der Autor an die Mitmenschlichkeit, mit dem Ziel diese Strafen abzuschaffen, indem er ein sehr konkretes Bild von einem zum Tode Verurteilten zeichnet.
Der Leser wird während des Handlungsverlaufs weder über den Namen, noch über die Hintergründe, die zur Verurteilung geführt haben, aufgeklärt, nicht zuletzt, weil Hugo nicht das Unglück eines Einzelnen, sondern das aller zum Tode Verurteilten im Sinn hat, ganz unabhängig von ihrer Herkunft ,ihrer gesellschaftlichen Stellung und auch unabhängig von der Schwere der begangenen Tat.
Der Ich-Erzähler berichtet von seinen Eindrücken, Gedanken und Ängsten während der letzten Tage vor seiner Hinrichtung.
Eingekerkert in den Verliesen des damals schon nicht mehr existierenden Schlosses Bicetre, das im 15. Jahrhundert vom Kardinal von Winchester erbaut wurde, der einst Jeanne d`Arc verbrennen ließ, berichtet er von der Enge und Abscheulichkeit der furchteinflößenden Zellen, die wohl eher Löchern für lebendige Tote glichen.
Sein Testament hat der Protagonist zu diesem Zeitpunkt bereits angefertigt, obschon er immer wieder hofft, dass das Urteil aufgehoben wird. An den Wänden entdeckt er Aufzeichnungen von Personen, die vor ihm den Weg zur Guillotine beschreiten mussten. Mörder waren sie allesamt
Der zutiefst verängstigte Todesanwärter beobachtet entsetzt einen Trupp von Menschen, die in Ketten gelegt werden, hört die Hammerschläge als man die Halseisen anbringt, hört das Geschrei der Gequälten.
Es sind Galeerenhäftlinge, die nach Toulon zu den Galeeren gebracht werden; es sind vom Tode Begnadigte, die nun ein Leben lang menschenunwürdige Frondienste auf den Galeeren leisten müssen.
Noch möchte der Ich-Erzähler lieber tausend Tode sterben als ein solches Halseisen tragen. Nachdem seine Nichtigkeitsbeschwerde verworfen wird, heißen die Schritte: Bicetre, die Conciergerie, die Greve und damit einhergehend das Messer der Guillotine als unheilvolles Ergebnis.
Der Gepeinigte spricht aufgewühlt mit den Wachen, dem Gefängnisdirektor, dem Priester, doch als er endgültig erfährt, dass das Urteil vollzogen werden soll, ist seine erste Erschütterung vorbei.
Nun erinnert er sich an seine Kindheit und Jugend und an den Tag als er "das Paradies in seinem Herzen trug", dem Tag seines ersten Kusses. Als man ihm seine dreijährige Tochter bringt, ist er beinahe wahnsinnig vor Freude und um so niedergeschlagener als er feststellen muss, dass diese ihn nicht mehr erkennt.
Tief erschüttert, jedoch nicht resigniert, bittet er bis zum Schluss um Gnade, in seinen letzten Stunden selbst um den Preis der Galeerenhaft. Er möchte weiterhin die Sonne sehen. Er fühlt sich viel zu jung, um zu sterben.
An Ludwig XVI und an Robespierre erinnert er sich, die vor ihm den Weg zur Guillotine gingen und er denkt an den mechanischen Akt, wenn die schwere Scheide niedersaust, das Fleisch zerreist, Nerven zerfetzt, die Wirbelsäule zerbricht.
Haben Menschen das Recht ihren Mitmenschen dieses anzutun?
Victor Hugo antwortet eindeutig...
Schon Kinder erlernen den Satz" Was du nicht willst, dass man dir tu`, das füg`auch keinem anderen zu!"Leider wird Erlerntes selten in Erkenntnis transformiert. Daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert, auch vielerorts hinsichtlich der Todesstrafe nicht. Hugos Text ist so aktuell, wie ehedem.