Dieses Buch des Autors Andreas Lesti trägt den Untertitel "Als es die Dichter und Denker auf die Schweizer Gipfel zog." Untergliedert ist es in einen Prolog drei Kapitel und den Epilog.
Im Prolog erzählt der Autor von seiner ersten Reise in die Schweizer Alpen im März 2020 als sich plötzlich "ganz Mitteleuropa im Krisenmodus befindet". Lestis Ziel war Davos, Sils Maria und Zermatt, um dort etwas über Thomas Mann, Friedrich Nietzsche, Theodor W. Adorno, über Krankheit, Wahnsinn, Schönheit und Tod herauszufinden.
Erst eineinhalb Jahre später kann er aufgrund von Corona und den damit verbundenen Einreisesperren sein Vorhaben umsetzen. Er reist nach Davos und zwar genauso, "wie es Hans Castrop in Thomas Manns Roman "Der Zauberberg" gemacht hatte“. Noch immer ist es von Norddeutschland aus eine elfstündige Zugreise, quer durch Deutschland und die Schweiz. Lesti liest im Zug den "Zauberberg", hat allerdings einen Stapel weiterer Bücher im Gepäck, darunter Adornos "Minima Moralia" und Nietzsches "Also sprach Zarathustra", Bücher von Autoren, die vor ihm einst an den Orten waren , wo hin nun möchte: so u.a. nach Davos.
Davos war einst eine Hochburg für Tuberkuloseerkrankte und solcher, die sich diesen Anschein geben wollten. Es galt in manchen Kreisen als schick, schwindsüchtig zu sein.
Der Autor berichtet von dem Mediziner Alexander Spengler, er hatte einst- damals noch als Jurastudent-, an der Märzrevolution von 1848 teilgenommen und war nach Zürich geflohen- ähnlich wie Georg Büchner. Spengler wurde nach seinem Studium Landschaftsarzt in Davos und entdeckte, dass die gute Luft des Ortes Symptome bei vermeintlich Schwindsüchtigen verbesserte. Daraufhin bewarb er, wenn auch vielleicht nicht bewusst-, die gesundheitsfördernde Wirkung des Hochgebirgsklimas. Ein wissenschaftlicher Beweis hierfür gäbe es allerdings bis heute nicht. Selbst nachdem Robert Koch 1882 entdeckte, dass Bakterien Tuberkulose verursachten, glaubten die Menschen, dass Davos der einzige Ort sei, wo man von TBC geheilt werden könne.
Lesti schreibt, dass die "Weiße Pest", sprich TBC, im 19. und bis zum 20. Jahrhundert die häufigste krankheitsbedingte Todesursache in Europa gewesen sei. Der Autor zieht Parallelen zu Corona, eine Krankheit, die ebenfalls durch Tröpfcheninfektion übertragen wird.
In Künstlerkreisen soll Tuberkulose einst positiv gesehen worden sein, weil man sie als erkenntniserbringend und das Leben intensivierend deutete.
Lesli schreibt von den Gästen im damaligen Davos und hier allen voran von Thomas und Katia Mann. Das Leben im "Waldhotel", Thomas Mann blieb nur 4 Wochen dort, inspirierte ihn zu seinem Roman Zauberberg. Man liest darüber viel Wissenswertes aber auch wie aus dem Mekka der Schwindsüchtigen die "Sonnenstadt im Hochgebirge" wurde und seither Skifahren sowie Klettern angesagt ist.
Erstaunt ist man über die vielen Persönlichkeiten, darunter auch Hermann Hesse und Ludwig Kirchner, die der Stadt Glanz verliehen.
Im 2. Kapitel dann geht es um Sils Maria südlich von St. Moritz, wo der Philosoph Friedrich Nietzsche, auch Ernst Jünger u.a. Intellektuelle einst hin pilgerten. Im dortigen "Hotel Waldhaus" logiert auch Theodor Adorno und Albert Einstein, auch Thomas Mann, Friedrich Dürrenmatt, Erich Kästner, Chagall, um nur einige zu nennen. Offenbar fanden alle dort den inspirativen Kick, der ihren Werken den letzten Schliff gaben.
Es ist spannend, sich durch die vielen Anekdoten zu lesen, mit denen man in diesem Buch konfrontiert wird und Einblicke in die Geisteswelt der Dichter und Denker zu bekommen, vor allem auch Buchtipps, die zum Weiterlesen anregen.
Im 3. Kapitel dann geht es um Zermatt, kein Ort zum kränkeln oder philosophieren...! Hier geht es ums Bergsteigen und um die Erstbesteigung des Matterhorns, aber auch um Adorno, der in Zermatt an einem Herzinfarkt starb.
Abgerundet durch den Epilog, lässt der Autor eine zufriedene Leserin zurück, die sich keine Sekunde gelangweilt hat und neugierig ist, auf all die Literaturhinweise am Ende des Buches. O.k., das ein oder andere Buch kennt sie bereits.
Maximal empfehlenswert.
Helga König
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