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Rezension: Auf der Suche nach dem Paradies –Claudia Jürgens- Edition Zeitblende

Das vorliegende, seitens Sarah Winter sehr ansprechend illustrierte Buch trägt den Untertitel von Traumorten, Seelenverwandten, Lebensentwürfen und dem kleinen alltäglichen Glück.

Claudia Jürgens, die seit vielen Jahren als Lektorin tätig ist, spürt in diesem Werk also dem Phänomen des Paradieses nach. Das geschieht durch einen bemerkenswerten Essay und 49 Texte  von namhaften Autorinnen und Autoren über das Suchen und Finden dessen, was für die ein oder anderen der Himmel auf Erden darstellt. 

Dazu kommen 10 ganzseitige, farbige Illustrationen von Sarah Winter und ca. 50 Vignetten.

Im Rahmen von insgesamt sieben Kapiteln hat man Gelegenheit teilweise sehr poetische Texte niveauvoller Autoren und Autorinnen zu lesen, unter ihnen Rose Ausländer, Johann Wolfgang von Goethe, Theodor Fontane, Elias Canetti, Platon, Rainer Maria Rilke, Mario Vargas Llosa, Amoz Oz, Hermann Hesse, Hannah Arendt, Carolin Emcke und Hanna Mina. 

Gedichte und Auszüge aus Prosatexten findet man bereits im ersten Kapitel, das unter dem Begriff "Das Paradies im Anderswo" die entsprechenden Texte zusammenbindet. Alle Autoren (m/w) im Buch werden biografisch kurz skizziert. Dazu erfährt man stets Textgeschichtliches vor Beginn eines jeden Textes. Vorgestellt werden u.a. Arbeiten, die Goethes aber auch Fanny Lewalds Italiensehnsucht dokumentieren. 

Man liest über die unterschiedlichsten Paradiesvorstellungen und bleibt beim ersten Blättern als Musikliebhaber (m/w) vielleicht bei Hanna Mina haften, weil dort die "Rettung in der Musik" versprochen wird. Die syrische Schriftstellerin Hanna Mina erzählt von der Kraft der Musik in ihrem Roman "Sonne". Daraus wird dem Leser ein kleiner Auszug präsentiert. Hier erfährt man, dass es so wichtig ist, Dinge mit ganzer Seele zu tun, denn "wenn du einer Sache nicht deine ganze Seele hingibst, gibt sie sich dir auch nicht hin." In Paradiese Einlass zu finden,  erfordert also Hingabe.

Paradiese mögen für die einen Sehnsuchtsorte, Zuflucht und Zuhause, für die anderen Natur und die Genüsse des Alltags sein, wie die Texte dokumentieren. Sie sind aber auch Orte des Schaffens, des Darbietens und Genießens, der Freundschaft, Liebe und Erotik. Platon schrieb bereits darüber und Rilke dachte in einem seiner Texte schon die Liebenden als gegenseitige Ergänzung zum Ganzen. 

Was noch? Das Paradies als Märchen und romantische Verklärung, auch als negative Utopie aber als auch Chance...., auch das wird thematisiert. Man hat also die Auswahl. Das Paradies besticht durch seine Vielfalt. Die Vielfalt sind ein Gegenstand der Texte, die Lust auf das jeweilige Gesamtwerk machen. 

Auch Bücher können ein Paradies sein, eine interessante Möglichkeit in andere Denkwelten zu gelangen, um sich auf diese Weise neue Räume zu erschließen im durchaus Möglichen, wenn man es zulässt.

Auch ein kleiner Auszug aus dem Roman "Der geteilte Himmel" von Christa Wolf wurde nicht vergessen. Hier las ich u.a. die Sätze:

"Früher suchten sich Liebespaare vor der Trennung einen Stern, an dem sich abends ihre Blicke treffen konnten. 

Was sollen wir uns suchen? 

"Den Himmel wenigstens können sie nicht zerteilen" sagte Manfred spöttisch. 

Den Himmel? Dieses ganze Gewölbe von Hoffnung und Sehnsucht, von Liebe und Trauer? "Doch" sagte sie leise. "Der Himmel teilt sich zuallererst.“ 

So ist das mit den Paradiesen, seit der Baum der Liebe abgeholzt worden ist. 

Maximal empfehlenswert.

Helga König

Maximal empfehlenswert.

Helga König

Im Fachhandel erhältlich

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Auf der Suche nach dem Paradies: Von Traumorten, Seelenverwandten, Lebensentwürfen und dem kleinen alltäglichen Glück

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