Dieses Blog durchsuchen

Rezension: "Wirbelwind an Kapitän"- Cassandra Negra - Jerry Media Verlag


Cassandra Negra ist der Künstlername einer in Wien lebenden, promovierten Wissenschaftlerin. 

In ihrem neuen, belletristischen Roman "Wirbelwind an Kapitän" scheut diese Autorin sich nicht, mit einer Fülle von Klischees zu arbeiten, darüber hinaus auch Worthülsen in den Text einzustreuen, vor denen eingefleischte Intellektuelle üblicherweise schmallippig zurückschrecken, aus Angst ihren diesbezüglichen Ruf zu verlieren. 

Die in Wien lebende Wissenschaftlerin jedoch ist mutig und geht locker mit Sentimentalitäten und Plattitüden aller Art um, weil sie weiß, dass sie zum Leben gehören, auch zum Leben gebildeter Menschen übrigens. Damit outet sie sich als sympathischer Freigeist. 

Nähert man sich unbefangen ihrem Text, stellt man fest, dass Cassandra Negra gekonnt ein Stück Zeitgeist abzubilden vermag und subtil die Realität hinter der Realität sichtbar werden lässt, sprich jene, die keine glatte Fläche verkörpert, keine also, die dem Ideal einer derzeit  gerade zu Ende gehenden Ära  entspricht.

Am Beispiel der Protagonisten Soey, einer 44 jährigen Schriftstellerin und Sebastian, einem 10 Jahre älteren Medizinprofessor werden die Probleme des Kennenlernens und sich Verliebens, - im vorliegenden Fall nicht mehr ganz so junger Menschen- in Zeiten von Corona thematisiert. 

Nicht grundlos fragt die Autorin eingangs bereits: "Welche Chance hat eine junge Liebe in einer Epoche, die geprägt ist von Social Distance, Abstand, Isolation und täglich wechselnden Geboten und Verboten, Quarantänevorschriften, roten Listen, allgemeiner Unsicherheit, Angst und zunehmender Einsamkeit?"

Beantwortet wird diese Frage mittels der Lovestory zwischen den bereits genannten Protagonisten, mit deren Vorgeschichte man zunächst vertraut gemacht wird. Soey hat sich nach einer Fehlgeburt von ihrem Ehemann getrennt, weil dieser sie durch einen Seitensprung tief verletzt hat. Sebastian wurde bereits drei Mal geschieden. Beide haben also Altlasten anzubieten. Nichts Besonderes in diesem Alter. Doch wie gehen sie damit um? 

Beruflich zwar ausgefüllt, wird beiden ihre Einsamkeit in Zeiten von Corona bewusst und sie entscheiden sich, über ein Online-Partnerportal eine neue Liebe zu finden. Ist das überhaupt möglich?

Die Sehnsucht nach der wahren, großen Liebe ist gesellschafts- und bildungsunabhängig und keine Frage des Alters. Diesen Gedanken vermittelt die Autorin im Rahmen der ereignisreichen Handlung, die erstaunlich viele Problemfelder aufgreift. 

So schreibt sie mit Blick auf Sebastian, dass dieser seine eigenen Bedürfnisse, Gefühle, Wünsche und Träume erfolgreich verdrängt habe,"nur mehr fokussiert darauf, seine Aufgaben zu erfüllen und die Ziele zu erreichen, die sein Beruf ihm vorgaben." 

Cassandra Negra hat das private Glück im Auge, das oftmals beim Karrieremachen auf der Strecke bleibt und zumeist erst in Ausnahmesituationen im Bewusstsein der Karrieristen Geltung erlangt. 

Zu Beginn eines der Kapitel zitiert Cassandra Negra Wilhelm Busch mit den Worten "Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten." Dabei hat  die Liebe- in Sicht der Autorin-  stets seelische, geistige und körperliche Facetten. All diese kommen im Verlaufe der Handlung zum Tragen, wobei übrigens die sexuellen Szenen sehr gut beschrieben, niemals pornografisch wirken. 

Kurzweilig beschreibt Cassandra Negra die Phase des Kennenlernens der beiden  Protagonisten im Rahmen von deren Maildialog. Man spürt, hier stimmt die Chemie, hier bewegen sich zwei Menschen aufeinander zu, die bei allen Träumen und Wünschen die Realität nicht vergessen und diese auch nach wie vor zielstrebig leben. 

Soey muss nicht zum Onkel Doktor aufschauen, denn sie hat selbst genügend Grips anzubieten. Sie braucht keinen Sugar-Daddy, sondern sucht offenbar nach einem Partner, mit dem sie eine Einheit bilden kann. Das funktioniert natürlich nur auf Augenhöhe. 

Der Zufall spielt immer eine Rolle, wenn es um die große Liebe geht, die wie alles im Leben endlich ist. Dieser Zufall kann sich auch in einem Online-Portal ereignen. Was man daraus macht, liegt in der Entscheidung eines jeden Einzelnen. Der Zufall ist stets ein Angebot des Universums, mehr aber nicht. Soey und Sebastian packen ihn entschlossen beim Schopf.

Ein kurzweilig zu lesender Roman, der den Glauben an die wahre Liebe wachhält und bekundet, dass man sich ihr, egal in welchem Alter, nicht verschließen sollte, gleichgültig wie lange sie bleibt. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Onlinebestellung bitte hier klicken: Jerry Media Verlag oder Amazon

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen