Dieses Blog durchsuchen

Rezension: André Heller: Zum Weinen schön, zum Lachen bitter- Erzählungen- Zsolnay


Autor dieser Erzählungen ist der Künstler #André_Heller. Er lebt abwechselnd in Wien, Marrakesch oder ist auf Reisen. Seine Erzählungen in diesem Buch stammen aus vielen Jahrzehnten.

Bemerkenswert ist, dass diesem Schriftsteller in all den Jahren die poetische und zugleich polemische  Art zu schreiben nicht abhanden gekommen ist. Sie scheint ein unverbrüchlicher Teil seines Selbst zu sein. 

Die Erzählungen sind nicht nach dem Entstehungsdatum geordnet, so dass man nicht unbedingt beim ersten Text beginnen muss. So schreibt er 1990 in der Erzählung "K. U. K. –Ein Monolog" viel Wissenswertes über einen guten Kellner in Wien, dessen Vorahnungen tief ins "Hellseherische" gehen und lässt ihn erzählen. 

Da liest man dann, diesem fiktiven Kellner in den Mund gelegte Sätze wie etwa, "Neunzig Prozent aller Stammgäste hausen eines Tages auf den Trümmern ihrer ehemaligen Pläne und Begeisterungen"  und denkt "eine ganz schön dreiste Behauptung", mit der der Kellner die Augenhöhe zum Gast verlässt. 

Für diesen Kellner sind nicht die Betrunkenen, sondern die Schikanierer die Ärgsten, "die glauben, sie gelten als Herren, wenn sie jemand den Herren zeigen." Nörgler nerven allerorten, genau aus diesem Grund. Das Schwache gebärdet sich stark. Wer dies erkennt, ist unbeeindruckt.  

Der Autor beobachtet sehr genau, das dokumentieren all seine Geschichten, die einfach Anekdotisches mit Autobiografischem vermischen, die Bilder und Porträts seiner Welt beinhalten, die Vergangenheit in die Gegenwart holen und die Ferne in die Nähe, wie das kurz seitens Zsolnay auf den Punkt gebracht wird. 

Wie poetisch Heller schreibt, zeigt sich besonders in der Erzählung  "Über Clowns" aus dem Jahre 2002. Hier philosophiert er "Aber diese alltägliche Welt, die wir allzu gut zu kennen meinen, es ist dieselbe, die einzige Welt voll Magie, voll unausschöpflichen Zaubers. Wie ein Clown führen wir unsere Bewegungen aus, täuschen wir vor, bemühen wir uns, das große Ereignis hinauszuschieben. Wir sterben in den Wehen unserer Geburt. Wir sind niemals gewesen, wir sind auch jetzt nicht. Wir sind immerzu im Werden, immerzu einsam und losgelöst. Für immer außen.“ Ein  Gedanke, der  unsere Zeit passt und hier an Gewicht bekommt.

Solche Sätze wirken-  gerade jetzt -  lange nach. 

Am Ende der Textsammlung schreibt Franz Schuh über den Autor, dass dieser seinen polemischen Zeiten von früher ade gesagt habe, jedoch seine Erzählungen zu seiner Freude noch genügend polemische Energie hätten, um beim Leser Widerspruch hervorzurufen. Doch um dies zu beurteilen, lesen Sie bitte selbst. 

Sehr empfehlenswert 

 Helga König

Onlinebestellung bitte  hier klicken:  Zsolnay oder Amazon

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen