Der Schweizer Martin Suter ist der Autor des vorliegenden Romas. Er hat zahlreiche Bestseller geschrieben, sodass die LeserInnen auch bei seinem neuen Werk beim Kauf bereits wissen, dass sie vermutlich keinen Fehlgriff tätigen werden und sie ein 290 Seiten umfassendes Lesevergnügen erwartet.
Worum es geht? Um die Motive, die nicht selten zu kriminellem Handeln führen, sprich um Liebe, aus der Wut, schlimmer noch Hass entsteht.
Charakterschwächen und Persönlichkeitsdefizite werden sehr gut am Verhalten einzelner Personen des Romans dargestellt, zudem vermeintlich freundschaftliches Verhalten, das zu fatalen Ergebnissen führen kann.
Wer einen Freund in dessen betrügerischen Handlungen deckt, schützt ihn auf Dauer nicht, so die Botschaft. Wozu ist ein Freund in einer wahren Freundschaft verpflichtet?
Was hält die Liebe zu einem Menschen aus? Wann beginnt diese zu kippen? Auch dies wird am Beispiel von zwei, nein, eigentlich drei Paaren dargestellt.
Vor allem aber: Wozu verführt Habsucht mitunter Menschen und was der Glaube, sich mit Geld von Problemen frei kaufen zu können?
Die Romanhandlung, die nicht zuletzt in Kunstszene spielt und die dortigen Verwerfungen sehr gut skizziert, verdeutlicht, wodurch ein Künstler bekannt und seine Werke zu begehrten Handelsobjekten werden. Einerseits muss die Wiedererkennung gesichert sein, andererseits benötigt der Künstler einen guten "Verkäufer", der entsprechenden Einfluss in der betuchten Käuferszene hat. Die Kunstobjekte müssen für den Markt entdeckt werden. Das macht Kommunikation erforderlich. Bei allem ist ein langer Atmen notwendig, der einen Mäzen unerlässlich macht, damit ein Künstler - nicht abgelenkt- kreativ bleiben kann. Wie sich das alles gestaltet, wird ebenfalls erzählerisch sehr gut dargeboten.
Wann entsteht trotz Liebe Wut auf den Partner oder die Partnerin? Offensichtlich, wenn in der Beziehung etwas aus dem Gleichgewicht gerät, vielleicht auch wenn Erwartungshaltungen nicht erfüllt werden. Dies vermittelt jedenfalls das Beispiel der Protagonisten Noah, - er ist Künstler- und seiner Freundin Camilla.
Wut aber kann Liebe, so eine weitere Botschaft, nicht zerstören. Das ist der Unterschied zu Hass.
Bei Hass muss davon ausgegangen werden, dass es zuvor keine Liebe war, sondern bloßes Besitzdenken mit all den Folgen, die man am Beispiel der vermögenden Protagonistin Betty sehr gut erkennen kann.
Auf die konkrete Handlung des Romans gehe ich bewusst nicht ein im Rahmen dieser Rezension, um das Lesevergnügen nicht zu vermindern. Einzelheiten werden nicht verraten.
Übrigens: den Schluss habe ich nicht als Happy End gelesen, sondern als ein "Es ist wie es ist. Eines steht fest: Das Leben geht weiter. Man muss das, was ist, annehmen, um daraus etwas Positives gestalten zu können."
Maximal empfehlenswert
Helga König
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